Wie können

Abwertungen

verlaufen?

Ungleichheiten diskriminieren, drücken Menschen an den Rand der Gesellschaft und entmenschlichen. Abwertungen können sich immer weiter steigern und dieser Vorgang kann einem Muster folgen:

1. KATEGORISIERUNG

Wir teilen Menschen in Gruppen ein, anhand von Fähigkeiten oder Sammelbegriffen (Kategorien), die gerade zutreffen oder die auf unserer alltäglichen Wahrnehmung basieren.

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Zum Beispiel Weiße_r, Ausländer_in, Workaholics, Frauen und so weiter. Bestimmt fallen dir an dieser Stelle viele weitere Beispiele ein. Bedenke dabei immer, dass die Kategorisierung bewusst oder unbewusst stattfinden kann. Oft ertappen wir uns dabei, andere ohne bestimmten Kontext zu kategorisieren. Und das bestimmt unser Verhalten ihnen gegenüber sowie unsere Meinung über die betroffenen Menschen. Klingt zwar absurd, aber trotzdem akzeptieren wir es und wiederholen es auch, wenn wir unsere zwischenmenschliche Wirklichkeit beschreiben.

Was kann ich dagegen tun?

Versuche, jedem gegenüber unvoreingenommen zu sein. Zeige Interesse und lerne den Menschen kennen. Bilde dir eine Meinung aufgrund seiner Art und nicht seiner vermeintlichen „Gruppe“ und verstehe auch, dass eine Eigenschaft eines Menschen nicht auf die ganze „Gruppe“ reflektiert werden kann.

„Begegnung ohne Kategorie“ ist eine mögliche Antwort. Wenn du dich fragst, wie du jemanden, den du nicht kennst, von dem du nichts weißt oder dem du nie begegnet bist, nennen sollst: Dann frag‘ einfach nach seinem_ihrem Namen. Wichtig ist, dass du dann diesen Namen verwendest und nicht einen von jemand anderem ausgedachten.

2. STEREOTYPISIERUNGEN

Bestimmt hast du schon von der spanischen “Siesta” gehört – Mittagspausen im großen Stil, welche für Spanier_innen charakteristisch sein sollen.

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Die Tatsache, dass viele Spanier_innen die Siesta nur noch aus Erzählungen kennen, vermag kaum am etablierten Bild der spanischen Gesellschaft zu rütteln. Das Beispiel der spanischen Siesta zeigt ein wenig die Problematik bei dem Thema. Manche Stereotypen kommen nicht von irgendwo: Spanier_innen (und auch Italiener_innen) hatten und haben immer noch lange Mittagspausen, weil es tatsächlich ziemlich heiß um die Mittagszeit wird und dadurch kaum jemand einkaufen geht und keiner arbeiten kann. Dafür arbeiten sie nach 3 Uhr wieder und länger in den Abend hinein. Das heißt, es ist nicht unbedingt ein negatives Stereotyp, sondern in manchen Regionen schlichtweg real und ist durchaus etwas Sinnvolles. Grundsätzlich ist es daher generell nicht so leicht einfach zu sagen: Alle Stereotype sind falsch und/oder böse. Conclusio: Es gibt hier – wie bei vielem im Leben – kein schwarz/weiß.

Nahezu alle Merkmale von Menschen und Gruppen sind gewissen Vorurteilen unterworfen, von A wie Alter bis Z wie Zugehörigkeit zu einem Verein, einer Nation etc. Einige Beispiele: Wiener_innen sind grantig oder Sozialpädagog_innen sind Gutmenschen. Vorurteile, die fest im gesellschaftlichen Meinungsbild verankert sind, nennt man Stereotypen. Gruppen werden bestimmte (meist negative) Merkmale zugeschrieben – „Die sind so und so…“ – die automatisch angenommen und nicht kritisch hinterfragt werden im Hinblick auf Authentizität oder Wahrheitsgehalt. Daran anschließend gilt anzumerken, dass es auch positive Stereotypen gibt, wie „intelligente Asiaten“, „starke Männer“; die dann ebenfalls mit Vorurteil verbunden sind und Individuen ebenso unter Druck setzen können: „Du als Chinese bist doch immer gut in Mathe“ oder „Männer weinen nicht“.
Stereotypische Vorstellungsbilder sind relativ starr, objektiv weitgehend unrichtig und weit verbreitet.

 

Was kann ich dagegen tun?

Überlege dir selbst, welche Stereotypen du bereits begegnet bist und wie sie auf dich wirken. Überlege auch, inwiefern du sie selbst schon widerlegen konntest. Darüber hinaus könntest du nachdenken, wie sie deinen Blick auf Gruppen geändert haben bevor du ihnen begegnet bist. Erfahrungen zeigen deutlich, wie mächtig Vorurteile sind. Vorurteile und Stereotypen sind weder harmlos noch zu ignorieren. Eine Auseinandersetzung mit ihrem Wahrheitsgehalt ist notwendig, damit Vorurteile unser Verhalten und Denken weniger beeinflussen.

3. MARGINALISIERUNG

Marginalisieren bedeutet eine Person aus einer Gruppe, aus einer Gemeinde oder aus einer bestimmten Gesellschaft auszugrenzen. Das lateinische Wort marginal bedeutet am Rande oder an der Grenze liegend.

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Vergleichbar damit ist „Diskriminierung“, die vorliegt, wenn auf Basis von Vorurteilen, Kategorisierungen und Stereotypisierungen einzelne Personen oder Gruppen ungerechtfertigt benachteiligt und ungleich behandelt werden.

Zum Beispiel wenn in einem Freundeskreis der eine oder die andere ausgegrenzt wird, weil er oder sie uncoole Klamotten trägt, oder eine andere Musik hört, oder sich bei bestimmten Aktionen nicht beteiligen will (z.B. Rauchen, übermäßig viel Alkohol konsumieren, Raufereien). Wenn aufgrund sozialer Merkmale Menschen an den „Rand der Gesellschaft” gedrängt werden, haben diese Individuen langfristig mit den Folgen dieser Verdrängung zu kämpfen. In Form von Ausschluss aus der Klasse, schlechte Noten, Armut, Krankheit, kein Zugang zur Bildung, zum Arbeitsmarkt oder zu kulturellen Ereignissen. Klassische Beispiele für marginalisierte Gruppen können „Brillenschlangen“, Obdachlose, Flüchtlinge, Suchtkranke, „dicke Kinder“, Mädchen mit Kopftuch oder auch „Streber_innen“ sein. In manchen Städten haben sich sogar Elendsviertel (Slums) gebildet, welche Zeugnis von den gravierenden Folgen von Marginalisierung, Exklusion (Ausgrenzung) und Diskriminierung sind.

 

Was kann ich dagegen tun?

Informiere dich über die Umstände, mit welchen marginalisierte Menschen zu kämpfen haben. Bringe Verständnis auf und versuche selbst niemanden auszugrenzen nur weil dir etwas persönlich nicht passt oder weil andere sich so benehmen. Wie du bereits schon weißt, schleichen sich Vorurteile und Kategorisierungen leicht in unsere Denkmuster ein. Habe den Mut, auch Tabuthemen anzusprechen, erweitere deine Kenntnisse auf menschlicher Ebene, habe Verständnis für die Unterschiede zwischen Kulturen und deren Bräuche/Traditionen, suche positive Beispiele, um extremistischem Denken entgegenzuwirken.

4. DRANGSALIERUNG

Drangsalieren bedeutet schikanieren, sprich jemandem unnötig Schwierigkeiten bereiten. Das heißt, sich in kleinliche, böswillige Quälereien einzubringen, mit dem Ziel jemandem bewusst zu schaden.

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Was kann ich dagegen tun?

Wie du nun weißt, schleichen sich mutwillige Denkmuster leicht in unseren Alltag ein. Hier bedarf es höchstwahrscheinlich einer tieferliegenden Intervention seitens eines_r Vermittler_in. Jemand, der selbst abwertet, wird auf grundlegende Menschenrechte pfeifen. Erweitere deine Kenntnisse im Bereich Menschenrechte und Demokratie, habe Verständnis für die Unterschiede zwischen Kulturen und deren Bräuche/Traditionen, suche positive Beispiele, um böswilligem Denken entgegenzuwirken. Es ist nicht in Ordnung, jemandem mutwillig zu schaden. Wenn es möglich ist und du dich dabei nicht in Gefahr begibst, greife ein und verhindere, dass es so weit kommt. Ansonsten wende dich an eine Vertrauensperson. Herausfinden, wieso man jemandem schadet. Sich auch überlegen, was alles bereits drangsalierend sein kann: Passivität und Ignorieren oder erst aktives Abwerten?

5. DEHUMANISIERUNG

Dehumanisierung bedeutet Entmenschlichung. Menschen oder ganzen Personengruppen wird ihre Menschlichkeit abgesprochen. Menschen werden mit Bezeichnungen abgewertet, z. B. indem sie mit Ungeziefern gleichgesetzt werden.

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Grundsätzlich wollen die meisten Menschen anderen nicht weh tun. Um eine Gruppe verfolgen zu können, dürfen diese Menschen nicht mehr als “Menschen” wahrgenommen werden und werden also somit zu “Nicht-Menschen” erklärt. Dafür sind in der Geschichte immer wieder äußere Merkmale, oder die Zugehörigkeit zu einer bestimmten ethnischen oder religiösen Gruppe oder (vermeintliche) körperliche oder geistige Mängel benutzt worden. So werden Menschen als Ungeziefer oder Ratten bezeichnet. Täter_innen in gewaltsamen Konflikten entmenschlichen ihre Gegner_innen und verweigern ihnen den Schutz der allgemeinen Menschenrechte.

Was kann ich dagegen tun?

Erweitere deine Kenntnisse im Bereich von Menschenrechten und Demokratie. Habe Verständnis für die Unterschiede zwischen Kulturen und deren Bräuche/Traditionen. Informiere dich über moralische Prinzipien wie Aufrichtigkeit, Gerechtigkeitssinn, Toleranz, Hilfsbereitschaft, Menschenwürde, Ehrlichkeit usw. Es erfordert viel Mut und Selbstbewusstsein sich gegen abwertende Sprache zu wehren. Dennoch ist jede Gegenreaktion wertvoll, auch wenn du selbst nicht betroffen bist. Was fällt dir im Alltag auf, wie Leute entwertet werden, welche Worte man verwendet und wie man sie darauf hinweisen kann?

Wie entstehen

Abwertungen?

Im Gegensatz zum vorigen Absatz, der den potenziellen Verlauf von Abwertungen thematisiert, geht es hier darum, warum und wie es überhaupt dazu kommt, dass Menschen abwerten. Abwertungen entstehen, wenn wir wegen Langeweile, Neid, Nichtwissen oder etwa falscher Annahmen schlecht über andere reden. Es entstehen Vorurteile, welche zumeist auf Stereotypen beruhen anstatt auf Wissen. Vorurteile beschreiben und beurteilen verallgemeinernd Personen oder Personengruppen (Kategorien) auf Grundlage von pauschal zugeschriebenen Eigenschaften. Wir schließen Menschen aus, weil wir sie wegen ihrer politischen Einstellung, Herkunft, Hautfarbe, sexuellen Orientierung usw. als „nicht zugehörig“ betrachten.

Im Grunde genommen, kann jedes Merkmal genutzt werden, um jemanden abzuwerten. Gute wie auch schlechte Meinungen über andere werden oftmals schneller ohne Überprüfen der Fakten übernommen als einem bewusst ist. Zum Beispiel: Jungs lieben Fußball; der Job der Frau ist, Hausfrau zu sein; übergewichtige Personen haben zu viel Gewicht, weil sie faul sind; und so weiter. In der Realität treffen diese pauschal vereinfachten Aussagen jedoch nicht unbedingt auf die betroffenen Menschen zu. Daher: Mach dir deine eigene Meinung über Personen oder Personengruppen, die auf Wissen und Deiner eigenen Erfahrung fußt.

ABWERTUNGSFORMEN

Menschen können auf Grundlagen unterschiedlicher Charakteristika abgewertet werden. Jene Eigenschaften, die wir oft automatisch Personen zuordnen, können dabei einen Nährboden für Vorurteile bilden. Das heißt, wir schließen Menschen aus, weil wir sie als „anders“ betrachten.

Abwertung aufgrund des Geschlechts & der Identität

Diese Form von Menschenfeindlichkeit steht in Verbindung mit der Ablehnung von Gleichstellung der Geschlechter sowie mit der Ablehnung unterschiedlicher Transgenderidentitäten.

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Die Gleichstellung bezieht sich auf die angebliche Überlegenheit des Mannes sowie auf feste (traditionell-patriarchalischen) Rollenzuweisungen, in denen die Frau im Mittelpunkt steht (beispielsweise Frau als Hausfrau). Diese gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit wird als Sexismus bezeichnet und betont explizit die Unterschiede zwischen den biologischen Geschlechtern.

Wie erkenne ich das?

Häufige Wortlaute zum diesem Thema sind beispielsweise Frage wie “Sollten beide Elternteile gleich viel zu sagen haben?” oder Aussagen wie “Für Frauen ist Bildung nicht so wichtig, weil sie eher zu Hause bleiben sollten” oder “in der Erziehung sollten Jungen mehr Wert sein als Mädchen”. Die Einstellungsmuster von Abwertungen aufgrund des Geschlechts und der sexuellen Identität werden durch unterschiedliche Subformen ausgelebt und ausgelegt. Sehr oft anzutreffen sind folgende Formen: Transgender- und Intersexuellenfeindlichkeit; Geschlechts- und geschlechtsidentitätspezifische Diskriminierungen; Sexuelle Belästigung; Misogynie (Frauenhass) / Misandrie (Männerhass) / Misanthropie (Menschenhass) oder Sexismus. Transgender ist der Begriff für Menschen, die sich mit ihrem biologischen Geschlecht nicht identifizieren können. Zum Beispiel der Fall der berühmten Sängerin Conchita Wurst.

Was kann ich dagegen tun?

Intersexualität oder -geschlechtlichkeit trifft auf Personen zu, die unterschiedliche Variationen in ihrer körperlichen Geschlechtsentwicklung aufweisen, die nicht ausschließlich männlich oder weiblich sind. Menschen in dieser Situation brauchen das Verständnis ihrer Familien, Freunden und generell das Verständnis in der Gesellschaft. Auch brauchen sie rechtliche Anerkennung. Darauf antworten viele Länder mittlerweile mit rechtlicher/juridischer Anerkennung einer dritten Geschlechtskategorie. Das heißt, im Reisepass gibt es beispielsweise die Möglichkeit ein dritte Option “X” eintragen zu lassen.

Abwertung aufgrund der politischen Einstellung

Diese Form der Abwertung richtet sich gegen Überzeugungen im Hinblick auf die Gestaltung von Staat und Gesellschaft.

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Menschen, die sich abwertend aufgrund politscher Einstellungen verhalten, haben oft antidemokratische, das heißt autoritäre, herrschsüchtige, intolerante oder stark nationalsozialistische Überzeugungen. Ihre Sympathie gilt autoritären Formen des Staates und sind einem demokratischen Staat entgegengesetzt.

Wie erkenne ich das?

Beispiele: Extremistische Einstellungen beziehungsweise Vertreter_innen dieser Weltbilder streben nach einer autoritären politischen Ordnung, behaupten oft die “Natürlichkeit” sozialer Differenzen und von natürlichen und angeborenen Hierarchien, entwickeln Feindlichkeit gegen Menschen anderer Herkunft, und schließen Einsatz von Gewalt nicht aus, wenn es darum geht ihre Ideen durchzusetzen, und sie betonen militärische Werte.

Was kann ich dagegen tun?

Demokratie kann man nicht nur predigen, sondern muss sie auch im Alltag leben. Zeig vor, dass du bereit bist, auch mit Andersdenkenden in eine respektvolle Diskussion zu treten, in der das bessere Argument und nicht das Recht des Stärkeren gilt. Stehe für deine eigenen Positionen auch dann ein, wenn sie gerade nicht beliebt sind. Schütze das Recht auf Meinungsfreiheit auch für die, die eine andere Meinung vertreten als du selbst.

Abwertung aufgrund von Homophobie (sexueller Orientierung)

Menschenfeindlichkeit im Hinblick auf sexuelle Orientierung kommt sehr häufig vor. Feindselige Einstellungen, Angst, Wut oder Intoleranz gegenüber homosexuellen oder bisexuellen Menschen bezeichnet man als Homophobie.

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Homosexuelle, die sich als homosexuell identifizieren, fühlen sich (romantisch und sexuell) dem gleichen Geschlecht hingezogen. Menschen, die sich zu Frauen und Männern oder allen Geschlechtern hingezogen fühlen, bezeichnet man als bisexuell oder pansexuell.

Wie erkenne ich Homophobie?

Allgemein abwertende Bezeichnungen an dieser Stelle lauten beispielsweise “schwul”, “homo”, “andersrum”, “rosa”, “Schwuchtel”. Das Wort “schwul” ist an sich kein abwertender Begriff. Es wird erst dann zum Problem, wenn Schüler_innen das Wort in einer abwertenden oder beleidigenden Art und Weise verwenden.

Im Vordergrund der Homophobie steht also das von der als “normal” gedachten heterosexuellen Vorstellung abweichende intime Verhalten und Auftreten in der Öffentlichkeit. Wenn man diesen Gedanken weiterführt, kann es durch die Annahme der heterosexuellen Mehrheitsbevölkerung dazu kommen, dass Menschen die homo-, bi- oder transsexuell sind, nicht als Teil der Gesellschaft gesehen werden. Sie werden dementsprechend abneigend als “krank” oder “gestört” bezeichnet. Dabei hat es immer und in allen Gesellschaften auch Homosexualität gegeben. Heute gibt es nach wie vor viele Gesellschaften, in denen Homosexualität nicht tabuisiert ist. Selbst im Tierreich gibt es bei sehr vielen Tieren, darunter auch unseren nächsten Verwandten, den Bonobos und Schimpansen, Homosexualität. Die Neigung zum gleichen Geschlecht ist damit nichts Unnatürliches. Vielmehr ist es Teil bestimmter Kulturen diese unnatürlich zu finden oder gar Homosexuelle und Bisexuelle zu verfolgen und verbaler und körperlicher Gewalt auszusetzen.

Was kann ich dagegen tun?

Wenn es in deinem Umfeld an Informationen über oder Verständnis für Homo- oder Bisexuelle mangelt, könnte es zu offenen Diskriminierungen, Mobbing oder sogar hassmotivierten Straftaten kommen.

Tipps! So kannst du gegen Homophobie vorgehen:

Bewahre einen kühlen Kopf und reagiere selbst nicht mit negativen Reaktionen. Abwehrende Reaktionen können die negativen Vorurteile der anderen Person nur noch mehr bekräftigen.

Andere Menschen über Homosexualität und Bisexualität aufklären. Erkläre, was Homosexualität und Bisexulalität ist und dass es keine Krankheit, Abartigkeit oder Ähnliches ist, sondern eine Art zu sein.

Manche Menschen glauben, Homosexuelle oder Bisexuelle von ihren sexuellen Neigungen heilen und zu Heterosexuellen umpolen zu können. Drehe die Frage um: „Glaubst du, dass du von deiner Heterosexualität “geheilt” werden kannst? Kannst du mit einem Fingerschnippen verändern, wer du bist?

Kläre die Menschen in deinem Umfeld über die Tragweite von Diskriminierung und Vorurteilen gegenüber homosexuellen und bisexuellen Menschen auf.

Setze dich aktiv gegen Menschenfeindlichkeit ein: trete Vereinen und Organisationen bei, die du mit deiner Stimme unterstützen kannst, nimm an öffentlichen Demonstrationen und Aktionen teil. Vermeide den Sprachgebrauch diskriminierender Worte und benutze Wort wie zum Beispiel “schwul” nicht als Schimpfwort.

Abwertung aufgrund der Religion

Auch gläubige und religiöse Menschen werden in ihrem Alltag mit Menschenfeindlichkeit konfrontiert. Dies kann aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit (Konfession) geschehen.

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Häufige Formen religiös motivierter Abwertung im europäischen Raum stehen in Verbindung mit dem Judentum (Antisemitismus) und dem Islam (Islamfeindlichkeit). In der Türkei und in anderen islamisch geprägten Staaten des Nahen Ostens werden oft auch verschiedene Glaubensrichtungen, die mit dem Islam verbunden sind, aber von der jeweils dominierenden Form des Islam abweichen (Aleviten, Alawiten, Yarsan, Bahai) diskriminiert. Besonders mörderisch wurde dieser Hass bei jihadistischen Gruppen gegen die religiöse Minderheit der Jesidi, denen fälschicherweise unterstellt wurde „Teufelsanbeter“ zu sein. Selbst einer diskriminierten Gruppe anzugehören bedeutet leider auch nicht, dass man nicht selbst auch andere Gruppen abwertet. So gibt es durchaus in Europa Muslime, die als Muslime abgewertet werden, zugleich aber Jüdinnen und Juden oder Alevitinnen und Aleviten abwerten. Oder Jüdinnen und Juden, die als solche antisemitisch diskriminiert sind und selbst Muslime abwerten. Nicht nur Mehrheiten können Minderheiten abwerten, sondern auch Minderheiten andere Minderheiten oder auch Minderheiten Mehrheiten (beispielsweise beim Völkermord in Ruanda).

Menschenfeindliche Einstellungen gegenüber Andersgläubigen erfolgen hierzulande allerdings oft durch die christlich-katholisch geprägte Mehrheitsbevölkerung.
Darüber hinaus werden weltweit auch andere Religionsgemeinschaften verfolgt. Hierzu gehören zum Beispiel verfolgte Christ_innen in Saudi-Arabien, Buddhist_innen und Muslime in Indien, Muslime in Myanmar oder die Bahai in ihrem Ursprungsland, dem Iran.

Wie erkenne ich das?

Jemand wird zu einem Vorstellungsgespräch nicht eingeladen, weil in seinem_ihrem Lebenslauf entnommen wird,  dass sein_ihr Name vermeintlich “muslimisch klingt”. Muslim oder Muslimin wird häufig gleichgesetzt mit Araber_in, Türk_in, Migrant_in oder auch Ausländer_in. Dadurch werden  pauschal und auf eine abwertende Art religiöse Zugehörigkeiten mit bestimmten Nationalstaaten und geografischen Regionen in Verbindung gesetzt.

Jemand anderer wird ausgelacht, weil sie_er sonntags und an Feiertagen in die Kirche geht oder religiöse Veranstaltungen besucht.

Was kann ich dagegen tun?

Tipps! So kannst du gegen religiös-orientierte Menschenfeindlichkeit vorgehen:

Vermittlung von Grundkenntnissen über die betroffenen Religionen und Glaubensrichtungen, ihren Normen- und Werteorientierungen. Das Ziel ist Verschwörungstheorien zu dementieren und von religiös konnotierten Formen des Aberglaubens unterscheiden zu können.

Abwertung aufgrund körperlicher Merkmale/Lookismus

Als Lookismus bezeichnet man die Abwertung und Marginalisierung aufgrund körperlicher Merkmale und von Aussehen (vom engl. look = Aussehen).

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Menschen werden oft aufgrund ihres Aussehens bewertet und nicht aufgrund dessen, was sie tun oder denken. Was als “schön” gilt, wird in unterschiedlichen Kulturen unterschiedlich aufgefasst. Und es ändert sich ständig. Was unsere Oma schön fand, muss für uns heute nicht mehr schön sein. Medien und soziale Netzwerke haben dabei einen großen Einfluss auf das, was wir als „schön“ und „ideal“ betrachten. Schönheitsideale werden etwa über Werbung, Fernsehen und Kino, Models oder Musikgruppen vermittelt.

Wir leben in einer Welt, die “Schönheit” – sei es jung, frisch, attraktiv, sauber, unbekümmert, gesund – einen großen Wert beimisst. Der Markt boomt vor lauter Kosmetik- und Modeprodukten, und es gibt unzählige Ernährungstipps und Schönheitsoperationen im Angebot.

Lookismus ist ganz eng mit anderen Formen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit verknüpft, wie etwa Rassismus, Sexismus, Diskriminierung aufgrund des Alters oder Feindlichkeit gegen Menschen mit Behinderungen. Eine scharfe Grenze kann man in dieser Hinsicht nicht ziehen.

Wie erkenne ich das?

Lookismus ist gesellschaftlich weit verbreitet und manifestiert sich in Form von Lästereien über das Aussehen anderer.

Abwertungen über Äußerlichkeiten gibt es in viele Richtungen: „Hey, du bist so . . . (fett, hässlich, abgewrackt oder ähnlich)“, „Hey, Pickelgesicht, Glatzkopf, Dumpfbacke . . .“. Dies findet sowohl im persönlichen Gespräch oder im Internet statt. Von Lookismus und Sexismus sind auch Frauen betroffen, welche aufgrund ihrer körperlichen Merkmale oftmals einen Karriere-Nachteil haben. Da gilt das Motto „schön ist dumm“.

Was kann ich dagegen tun?

Als allererstes muss das Problem als solches erkannt werden. Äußerlichkeiten sind manchmal zu bestimmend, dass es schwer ist, Lookismus auf den ersten Blick zu erkennen.

Niemand ist perfekt und unsere „Eigenheiten“ machen uns zu dem Individuum, das wir sind. Denn niemand ist wie jemand anderes. Du möchtest nicht aufgrund deines Aussehens beurteilt werden? Dann tu dies auch nicht bei anderen.

Wenn du bemerkst, dass jemand aufgrund von Lookismus in die Enge getrieben wird, weise darauf hin und versuche, das zu verhindern oder wende dich an eine Vertrauensperson.

Antisemitische Abwertung

Abwertungen gegen Jüdinnen und Juden werden meist als Antisemitismus bezeichnet.

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Dabei handelt es sich allerdings nicht nur um eine klassische Abwertung, wie der Rassismus oder eine Abwertung aufgrund von Religion. Antisemit_innen sehen Jüdinnen und Juden vielmehr als besonders mächtige und verschworene Gruppe an, gegen die sie kämpfen müssten.  In der Geschichte gab es verschiedene Formen des Antisemitismus. Im Christentum hat sich ein christlicher Antisemitismus herausgebildet, den man manchmal auch als Antijudaismus bezeichnet. In dieser Idee wird Jüdinnen und Juden der Vorwurf des „Gottesmordes“ gemacht. Die auf die Kreuzigungsgeschichte zurück gehende Idee, die Juden hätten Gott getötet, ist auch der Keim der Vorstellung von der „Allmacht“ der Juden. Mit der Entwicklung des Kapitalismus und des modernen Rassismus entstand dann der moderne Antisemitismus, der Jüdinnen und Juden als Rasse begriffen hat und diese mit dem Kapitalismus („reiche Juden“) in Zusammenhang bringt.

Wie erkenne ich das?

Antisemitische Einstellungen gründen zumeist auf Stereotypen, wie zum Beispiel das Bild “des reichen” Juden, Juden hätten zu viel Macht, ihr Einfluss auf die Finanzwelt sei zu groß, Juden würden den Holocaust für ihre eigenen Zwecke verwenden und vieles mehr. Das Bild des_r Jüd_in entwickelt sich im Antisemitismus zum generellen Feindbild, wobei es vor allem bedrohende „Verschwörungen“ und „Ausbeutungen“  abzuwehren gilt.

Andere bekannten Begriffe, die in Verbindung zu Antisemitismus stehen, sind der Hass auf Israel oder Holocaustleugnung.

Nach der Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden durch die Nazis und der Gründung des Staates Israels, hat sich der Antisemitismus teilweise wieder gewandelt und kommt nun auch in der Form der Leugnung der Vernichtung der Jüdinnen und Juden (Holocaustleugnung) oder in einem ausgeprägten Hass gegen Israel daher.

Was kann ich dagegen tun?

Tipps! So kannst du gegen Antisemitismus vorgehen:

Trete entschieden dagegen auf, wenn Jüdinnen und Juden abgewertet werden oder verallgemeinernde Aussagen über „die Juden“ getroffen werden. Wehre dich gegen die Verharmlosung oder Leugnung der Massenvernichtung von Jüdinnen und Juden durch die Nazis oder die Verteufelung des Staates Israel. Selbstverständlich kann man die israelische Regierung genauso sachlich kritisieren wie jede andere Regierung auch. Ein Problem wird das aber, wenn nicht zwischen Regierung, Land und Bevölkerung unterschieden wird und von Israel anderes abverlangt wird, wie von anderen Staaten.
Wenn du Gerüchte über „die Juden“ hörst, dann bilde dich selbst weiter und versuche dir sachliche Informationen über das Judentum, die Geschichte der Jüdinnen und Juden und des Antisemitismus zu besorgen.

Ethnokulturelle Abwertung

Die ethno-kulturelle Abwertung richtet sich gegen Angehörige fremder Kulturen (Ethnien) oder gegen Mitglieder einer anderen nationalen Minderheit.

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Die Auslöser dieser menschenfeindlichen Haltung gegenüber Ausländerinnen und Ausländer oder Menschen anderer Herkunft sind zumeist Bedrohungsgefühle und generelle Angst vor Fremden. Zum Beispiel haben einige autochteone Österreicher_innen Angst, billigere Arbeitskräfte aus dem Ausland könnten ihnen die Arbeitsplätze wegschnappen oder als Arbeitslose zur Steuerlast werden. Die Angst der Mehrheitsbevölkerung fremder Kulturen gegenüber basiert meist auf Vorurteile und unrichtige Fakten über die Betroffenen sowie das Gefühl, die Kontrolle über das eigene Land sowie Regierungssystem zu verlieren. Physische oder nicht materielle Merkmale, die häufig als Anhaltspunkte ethnokultureller Abwertungen benutzt werden, sind Hautfarbe, Augenform, Sprache, Sitten, Bräuche, Kultur usw.

Studien belegen, dass durch die Abwertung der anderen Gruppen, ein Gefühl der Aufwertung innerhalb der eigenen Gruppe empfunden wird. Solche Abwertungen gibt es in verschiedenen Ländern und sie funktionieren immer ähnlich. Nicht nur in Europa gibt es Abwertungen gegen Menschen aus dem Nahen Osten, Asien oder Afrika oder gegen Roma und Sinti. Auch in der Türkei werden Kurd_innen und Armenier_innen abgewertet, in Serbien Albaner_innen oder in Russland Tschetschen_innen. Selbst Opfer von Abwertungen zu sein, bedeutet nicht, dass man nicht selbst auch andere abwerten kann.

Wie erkenne ich das?

Zu den speziellen Formen der ethnokulturellen Abwertung gehören:

Rassismus = Menschen werden aufgrund äußerlicher Merkmale (z.B. Augenform, Hautfarbe), die eine bestimmte Abstammung vermuten lassen, als „Rasse“ kategorisiert und diskriminiert

Xenophobie = bezeichnet die Fremdenfeindlichkeit als eine generelle ablehnende Lebenseinstellung gegenüber Menschen aus einem anderen Kultur-, Religions- oder sprachlichen Kreis

Antiziganismus = ähnlich wie der Antisemitismus, der ein bestimmtes Volk (die Juden) stigmatisiert, bezeichnet der Antiziganismus die Menschenfeindlichkeit gegenüber Roma, Sinti und anderen Menschengruppen, die von der Mehrheitsgesellschaft als „Zigeuner“ stigmatisiert werden.

Was kann ich dagegen tun?

Tritt offen dagegen auf, wenn jemand in der Öffentlichkeit andere Ethnien oder Kulturen abwertet. Informiere dich über die betroffenen Kulturen, ihre Sitten, Bräuche, Normen- und Werteorientierungen. Das Ziel ist es, falsche Fakten zu entlarven sowie die Bildung weiterer Vorurteile zu bekämpfen.

Abwertung aufgrund einer Behinderung

Menschen, die eine physische und/oder psychische Beeinträchtigung haben, haben häufig auch mit Diskriminierung und Marginalisierung zu kämpfen.

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Abwertende und feindselige Einstellungen richten sich einerseits gegen die Betroffenen (und auch gegen Angehörige) sowie gegen die daraus angeblich abgeleiteten Forderungen nach Unterstützung. Manche Menschen benutzen Begriffe wie „behindert“ oder „Spast“ als Schimpfworte. Selbst wenn diese nicht gegen Menschen mit Behinderungen verwendet werden, werten sie mit solchen Schimpfwörtern Menschen mit Behinderungen ab.

Wie erkenne ich das?

Im Falle von Behindertenfeindlichkeit oder engl. Ableism werden Menschen mit körperlicher oder geistiger Behinderung marginalisiert, mit mitleidigen Blicken, abfälligen Bemerkungen und sogar körperlicher Gewalt konfrontiert oder durch unterschiedliche Barrieren an ihren körperlichen oder geistigen Zustand erinnert (z.B. Barrieren in Gebäuden, Treppen, kein Aufzug, schmale Gänge, etc.).

Was kann ich dagegen tun?

Freundschaft entwickeln, eine wertschätzende Haltung annehmen, Talente erkennen, die jenseits der körperlichen oder geistigen Beeinträchtigung der Betroffenen bestehen. Außerdem ist es wichtig, sich über die sozialen, ökonomischen und logistischen Hindernisse, die Betroffene tagtäglich erleben, Gedanken zu machen.

Wenn in deiner Umgebung abschätzig über Menschen mit Behinderungen gesprochen wird oder abschätzige Begriffe als Schimpfworte verwendet werden, dann tritt dagegen auf.

Abwertung aufgrund des Alters

Die Diskriminierung aufgrund des Lebensalters bezeichnet man Ageism (engl.) und manifestiert sich meinst indem junge Menschen gegenüber älteren Personen bevorzugt werden. Dies kann beispielsweise im Falle einer Bewerbung für eine Stellenausschreibung passieren.

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Jüngere Kandidat_innen werden öfter zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen als ältere. Betroffenen wird das Gefühl vermittelt “nicht mehr” dazuzugehören.

Wie erkenne ich das?

Negative Konnotationen wie senil, leistungsschwach, krank, Kosten verursachend oder das allgemein negative Image, das das Altersstigma nährt, werden ebenfalls unbegründet mit einem höheren Alter in Verbindung gebracht. Ältere Menschen werden dadurch sowohl gesellschaftlich als auch ökonomisch benachteiligt – Menschen in der zweiten Lebenshälfte werden als „beschwerlich” und „nicht modern” bewertet. Sie haben wenig Chancen am Arbeitsmarkt, werden als Risikogruppe bei der Vergabe von Krediten oder Hypotheken durch Geldinstitute beurteilt und werden marginalisiert.

Am anderen Ende des Fadens findet Diskriminierung von Jüngeren oft beispielsweise im Kindergarten oder am Spielplatz statt. Jüngere Kinder dürfen bei den älteren nicht mitspielen, da sie „zu klein seien”. Kleine Kinder sind deswegen oft gekränkt. Allerdings löst sich dieses Problem mit dem Älterwerden.

Was kann ich dagegen tun?

  • Bewusstsein schaffen über Rechte von Kindern, Jugendlichen, Senior_innen und die Perspektiven verschiedener Altersgruppen ernst nehmen. Dazu gehört es auch, die Erfahrungen und das Wissen, das ältere Menschen besitzen, schätzen zu lernen. Es ist wichtig, Inklusion, Empowerment und Partizipation von Kindern, Jugendlichen und älteren Menschen zu fördern, lebenslanges Lernen zu ermöglichen und Verständnis für eventuelle Gebrechen aufzubringen.
Abwertung aufgrund der sozialen Herkunft

Die Umstände, aus denen wir stammen und unter denen wir aufwachsen, wo wir zur Schule gegangen sind, wie viele Sprachen wir sprechen, welche Berufe unsere Eltern und welche Ausbildung wir genossen haben, wie viel Geld uns zur Verfügung steht und weitere Faktoren, nehmen viel Einfluss darauf, wie wir leben und welche Chancen wir im Leben haben.

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Die Gesamtheit all dieser Merkmale nennt man „soziale Herkunft“ und hat einen großen Einfluss auf unsere Entwicklung und auf unseren Werdegang. Das heißt, was wir essen, wie wir uns bekleiden, welche Freund_innen wir haben, wie wir uns die Welt erklären und was wir als „normal“ betrachten. Dies wiederum beeinflusst, welche Möglichkeiten oder Schwierigkeiten unseren Lebensweg formen. Die verschiedenen Lebensweisen werden in unserer Gesellschaft sehr unterschiedlich auf- oder abgewertet. Feindselige Einstellungen gegenüber Menschen, die aufgrund ihrer sozialen Situation den Vorstellungen der Mehrheitsgesellschaft von einem geregelten, bürgerlichen Leben nicht entsprechen, nennt man Diskriminierung aufgrund sozialer Herkunft.

Wie erkenne ich das?

Das bedeutet so viel wie, jemanden schlecht behandeln, weil er in einer ärmeren Familie geboren wurde oder auslachen, weil die Person keine Markensachen trägt, oder in eine „schlechtere“ Schule geht, weil die Eltern sich keine bessere Ausbildungsstätte leisten können. Ein bekanntes diskriminierendes Wort im Zusammenhang mit der Abwertung aufgrund sozialer Herkunft ist „asozial“ oder „asi“.

Abwertung geschieht also, wenn Menschen aufgrund ihrer Lebenssituation herabgestuft werden, ohne dabei zu bedenken, wo sich die Gesellschaft ändern muss, um die Chancen auf ein freies Leben für alle zu erhöhen.

Opfer von Abwertung aufgrund der sozialen Herkunft/sozialer Merkmale sind oft:

Randgruppe, wie beispielsweise wohnung- und obdachlose Menschen, Sexarbeiter_innen, aber auch:

Menschen mit Fluchterfahrung

sozial-ökonomisch Benachteiligte, wie ärmere Menschen oder Langzeitarbeitslose

Arbeiter_innen in prekären Anstellungsverhältnissen

Menschen mit Suchtproblemen

Was kann ich dagegen tun?

Bewusstsein schaffen über die Tatsache, dass Menschen und Familien, ihre Herkünfte und ihre Ausganssituationen nicht alle gleich sind. Du kannst widersprechen, wenn jemand verspottet wird, weil die Person nicht das neuste Handy oder nicht genug Geld für einen Kinobesuch hat. Vielleicht kannst du auch deine Hilfe beim Lernen anbieten oder dir einmal nicht einen teuren Spaß leisten, sondern in der Gruft beim Essen austeilen helfen. Verstehe, dass gewisse materielle Güter und Chancen auf eine gute Ausbildung ein Privileg ist, das nicht alle Menschen gleich genießen.

Warum wird abgewertet?

Die Gründe, warum abgewertet wird, sind mannigfaltig. Folgende, ausgewählte Motive können hierbei eine Rolle spielen:

Quellen: Zick, Küpper, & Hövermann. (2011). Die Abwertung der Anderen. Eine europäische Zustandsbeschreibung zu Intoleranz, Vorurteilen und Diskriminierung. Friedrich-Ebert-Stiftung; Heitmeyer. (2002-2001). Deutsche Zustände, Folge 1-10, Suhrkamp.

Selbst erfahrene Ausgrenzungen, Ungleichbehandlung & Diskriminierungen
Hierzu ein Beispiel: Als Antwort auf gemeinsame Diskriminierungserfahrungen versuchen Angehörige ethnischer Gruppen durch wechselseitige Unterstützung und Belebung einer Gruppenkultur, ihre Gruppe und ethnische Kultur zu stärken. Die Stärkung der ethnischen Gruppe wird Teil des Widerstandes gegen Diskriminierung. Viele Theorien zu Abwertung basieren auf der Annahme, dass erfahrene Benachteiligung dazu führen kann, selbst andere abzuwerten, um wieder ein positives Selbstbild zu erhalten.

Desintegrationserfahrungen, wie zum Beispiel das Gefühl politisches Engagement sei sinnlos, haben einen erheblichen Einfluss auf die Abwertung schwacher Gruppen innerhalb einer Gesellschaft.

Neben der nationalen & ethnischen Identifikation kann das Gefühl, sich nirgendwo richtig Zuhause zu fühlen bzw. nirgendwo richtig dazuzugehören, Abwertungen beeinflussen.

Identifikation mit einer Nation hat eher einen fördernden Effekt auf Abwertung als z. B. sich als Weltbürger_in oder Europäer_in zu fühlen

Dass Bedrohungsgefühle Abwertungen generieren, trifft auch auf Minderheiten zu
Zunehmende Islamfeindlichkeit in westlichen Ländern spielt eine Rolle: von manchen Menschen mit muslimischem Hintergrund wird die Islamfeindlichkeit als Bedrohung wahrgenommen und provoziert mitunter starke Gegenreaktionen

Angst & Unsicherheit sind wesentliche Auslöser (Trigger) für gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
Bedrohungsgefühle durch Zuwanderung sind innerhalb der Mehrheitsbevölkerung ein starker Auslöser für die Abwertung dieser Gruppe

Fehlen richtiger Perspektiven zur Eingliederung in die erwachsene Gesellschaft durch Arbeit & Teilhabe

Ökonomische Benachteiligung

Zukunftserwartungen & Sorgen jugendspezifischer Aufgaben (positiver Schulabschluss, Jobsuche, etc.)

Gefühle von Benachteiligung vs. reale Deprivation

Verlust der „Definitionsmacht“ über ‚richtig’ und ‚falsch’, mit dem beispielsweise religiöse Menschen konfrontiert sind, kann als Bedrohung erlebt werden – Gefühl, die Kontrolle zu verlieren, Orientierungslosigkeit & Normenverlust!

Nationalität spielt eine Rolle

Obwohl Religionen gerne als moralische Instanz für Fragen der Menschenwürde und als Anleitung für gutes Handeln präsentiert werden, scheint Religiosität Abwertungen eher zu verstärken als davor zu schützen. Die meisten Religionen, wie alle Ideologien, können ein idealer Grundstein für abwertende Einstellungen sein, da sie zu starken Dichotomien wie gut/böse, Himmel/Hölle, rein/unrein, etc. neigen und damit ein vereinfachtes Weltbild mit niedriger Ambiguitätstoleranz vermitteln.

Hate Groups im Netz

(QUELLE: „Geh sterben!“ Umgang mit Hate Speech. 2015. Amadeu Antonio Stiftung.)

Hass und Gewalt im Netz sind leider thematische Dauerbrenner. Für viele, die sich online feministisch, antirassistisch oder anderweitig aktivistisch engagieren, werden Gewalterfahrungen im Netz zur ungewollten Routine bis hin zum anstrengenden Alltag. Spricht man mit Leidensgenoss_innen darüber, gibt es unterschiedliche Ansätze, wie man mit Hass und Gewalt umgehen soll, die einem in Kommentarspalten, auf Twitter, in Blogs oder anderen Bereichen des Netzes entgegenschlagen können.

Manchen hilft es, transparent zu machen, was ihnen passiert, um sich Luft zu schaffen oder nach Hilfe zu fragen. Andere wiederum fahren gut damit, sich von außen Unterstützung beim Abblocken von Angriffen und beim Aufbau einer Schutzblase zu holen. Wieder anderen fehlt es an Ressourcen dafür: Sie bleiben lieber still, ziehen sich zurück oder ertragen den Hass im Netz stumm. Erfahrungsgemäß gibt es zwar Tendenzen dafür, was ein hilfreicher oder konstruktiver Umgang mit Hass ist; letztendlich muss jede_r Betroffene allerdings für sich selbst entscheiden, was ertragbar ist und wie die persönliche Self Care aussieht. Dabei kann ein Verhalten, das der Bewegung insgesamt nützt (etwa das Ignorieren aller Angriffe), für die Einzelperson schlimme Folgen haben. Aktivist_innen sind somit nicht nur mit den Anfeindungen selbst belastet, sondern auch mit den Erwartungen Dritter, sich als Vertreter_innen z.B. des Feminismus richtig verhalten zu müssen.

Umso wichtiger scheint es, sich die Mechanismen von Hate Groups genauer anzusehen. Die Wissenschaftlerin Jennifer Allaway klassifizierte 2014 unter Zuhilfenahme des Rahmenwerks von Linda Woolf und Michael Hulsizer „Hate Groups for Dummies: How to Build a Successful Hate Group“ die frauenfeindliche #Gamergate-Bewegung als HassGruppe. Das Ziel der Hetzkampagne von #Gamergate: Frauen, die sexistische Darstellungen in Videospielen angeprangert haben. Analog zum Untersuchungsdesign von Woolf und Hulsizer lassen sich nun verschiedene Schritte identifizieren, wie Hass-Gruppierungen im Netz agieren: 1. Führung 2. Rekrutierung 3. Sozio-psychologische Techniken und 4. Entmenschlichung. Auch in Deutschland lassen sich diese Schritte beobachten. Die Studie der Heinrich-Böll-Stiftung „Die antifeministische Männerrechtsbewegung: Denkweisen, Netzwerke und Online-Mobilisierung“ (2012) liefert wichtige Informationen zu den Funktionsweisen von antifeministischem Hass im Netz. So können Hate Groups im Netz vorgehen:

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Agitation und Führung

Der Hass-Gruppe geht es um langfristige Ziele: Die Führung hat einen guten Überblick über die aktivistische Szene und versucht gezielt mit Behauptungen und Verleumdungen dem aktivistischen Ziel zu schaden. Persönliche Angriffe auf Aktivist_innen finden von ihnen immer im Kontext der Bewegung statt. Von außen ist es erst einmal schwierig, eindeutige Anführer zu erkennen, da das Netz viel Anonymisierungspotenzial bietet. Durch Studien wie die der Böll-Stiftung wissen wir aber, dass Männerrechtsbewegungen zumindest rechts offen sind. Zu den Zielen von strategisch denkenden Anführern antifeministischer Gruppen gehört immer auch, Aktivist_innen langfristig verstummen zu lassen (Silencing).

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Rekrutierung

Während die Agitatoren mit Verleumdungen und gezielten Desinformationen („Der Feminismus will Männer unterdrücken“ etc.) den misogynen Nährboden bereiten, werden in der Rekrutierung nun Menschen an Bord geholt, die sich vom aktivistischen Engagement bedroht, überholt oder ignoriert fühlen. Die Hass-Gruppierung macht es für sie sozial akzeptabel und sicher, sich antifeministisch, rassistisch oder schlicht persönlich beleidigend zu äußern. Dadurch, dass die Agitation oft in vermeintlich sachlichem Tonfall stattfindet, erfahren Aufspringende eine Legitimation und Kanalisation ihres Frusts. Je mehr rekrutiert werden, desto mehr Legitimation erfährt die Bewegung – so falsch kann es ja nicht sein, wenn sich viele beteiligen. Durch diese Rekrutierungsstrategien gewinnen Hass-Gruppen eine kritische Masse, die im nächsten Schritt dazu führt, dass die Betroffenen von Hass überrollt werden.

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Sozio-psychologische Techniken

In der Phase der Propaganda wird die Gruppenidentität geprägt. Das Feindbild wird erschaffen: Aktivist_innen mit vermeintlich unehrbaren Absichten. Die Hass-Gruppe weiß genau, warum sich manche feministisch engagieren („Geld“, „Aufmerksamkeit“, „Hass auf Männer/Deutsche/Weiße“). Es geht nun darum, sie zu „entlarven“. Das ist auch der Punkt, an dem Informationen zusammengetragen werden, die das Netz über die im Visier stehenden Personen bietet. Insbesondere Frauen werden psycho-analysiert: Von missglückten Karrieren über unglückliche Beziehungen bis hin zu einem angedichteten schlechten Sexleben gibt es die absurdesten Theorien über die Hintergründe ihres Engagements. Das eigene Privatleben in derart ekelhafter und falscher Weise öffentlich diskutiert zu sehen verletzt und zermürbt Aktivist_innen. Mit dieser Strategie geht es der Hass-Gruppe zudem darum, sich selbst als im Vergleich „pure“ Vereinigung mit ehrbaren Absichten darzustellen.

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Entmenschlichung

Nun bekommen all jene ihren Auftritt, die eine große Wut im Bauch verspüren: auf alle, die sie und ihre Privilegien bedrohen, auf die Welt, auf Frauen, auf Schwarze – die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Wie in die Ecke getriebene Tiere beißt die derart angewachsene Hass-Gruppe um sich. Attacken werden vollkommen unberechenbar und reichen von Beschimpfungen über Drohungen bis hin zu Stalking. Die Wut entlädt sich – und das nach Empfinden der Hass-Gruppe auch vollkommen zu Recht. Schließlich sind es ja „nur Feminist_innen und Aktivist_innen“, die hier verletzt werden. Erst, wenn die Betroffenen aufhören, sich zu engagieren oder in ihrem Engagement aufhören zu existieren, ist das Ziel erreicht. Dass dahinter Menschen stecken, wird verdrängt. Die beschriebenen Phasen überlagern sich, finden parallel statt, wiederholen sich. Auch wenn hier kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben wird, liefert das beschriebene Rahmenwerk doch gute Anhaltspunkte, um die Gruppierungen hinter den Hasswellen im Netz zu verstehen. Es handelt sich eben nicht um zufällige Vorkommnisse, sondern vielmehr um organisierte und geplante Aktionen. Das zu verstehen ist gerade für Dritte wichtig, die allzu häufig den Devil’s Advocate [1] spielen wollen oder für die jene Kräfte zehrenden Kämpfe im Netz lediglich amüsante bis interessante Ereignisse sind. Solidarität, Vertrauen und Unterstützung bieten hier wichtige Ressourcen für Aktivist_innen, für die das Hinterfragen der eigenen Handlungen vor der Kulisse immerwährender Hasswellen traurige Realität ist.

[1] Anmerkung: Die Rolle des Advocatus Diaboli oder Anwalt des Teufels bezeichnet die Strategie, in einem Streit zunächst ganz bewusst die Position seines Gegners einzunehmen, um diese schließlich trotzdem zu widerlegen.

Das Internet ist voller Trolle

Es wirkt, als gäbe es zigtausende Hater oder Unterstützer_innen für Hater. In Wirklichkeit stecken oftmals aber deutlich weniger Menschen mit vielen Accounts und Bots (= Computerprogramm, das weitgehend automatisch sich wiederholende Aufgaben abarbeitet, ohne dabei auf eine Interaktion mit einem_r menschlichen Benutzer_in angewiesen zu sein) dahinter. Man darf sich also nicht einfach durch pure like/follower-Zahlen blenden lassen. Hinter diesen sogenannten koordinierten Hate Speech-Kampagnen stecken weitaus weniger User_innen (um die 1%) als es auf den ersten Blick aussieht.

Nützliche Quellen

Profil.at: Trolle: Die Hass-Animateure

derstandard.at: Trollfabrik aufgeflogen: Politische Werbung mit Fake-Postings

Bücher von Ingrid Brodnig:

– „Der unsichtbare Mensch. Wie die Anonymität im Internet unsere Gesellschaft verändert“ (behandelt Schattenseite  der Namenlosigkeit im Netz)

– „Hass im Netz“ (erklärt, was wir als Gesellschaft gegen Hasskommentare, Mobbing und Lügengeschichten tun können)

– „Lügen im Netz“ (politische Manipulation im Netz)

Welche Auswirkungen

haben Abwertungen?

Herabwürdigende Bemerkungen wie „Du bist langweilig”, „Ausländer raus”, „Mädchen sind schwach”, „Arbeitslose sind Sozialschmarotzer”, „Muslime sind Extremisten” und so weiter basieren auf Vorurteilen und Stereotypisierungen und führen dazu, dass sich das Gegenüber als Person insgesamt abgewertet fühlt. Betroffen von Abwertungen sind oft Kinder, Schüler_innen und junge Erwachsene. Auch Personengruppen wie Frauen, Ältere, Personen mit körperlicher oder psychischer Beeinträchtigung, Suchtkrankte, Arbeitslose, Asylsuchende oder Menschen mit Migrationshintergrund kämpfen situationsbedingt mit abwertenden Haltungen mancher Mitmenschen.

Für das einzelne Individuum sind Abwertungen mit psychischen Belastungen, Erniedrigungen, Demütigungen und Stigmatisierung verbunden. Nicht selten übernehmen junge Betroffene sukzessive die ihnen zugewiesene Rolle, was letztlich zur Verfestigung eines negativen Selbstbildes führt und weitere Demütigungen nach sich zieht.

Auf struktureller Ebene, also bezogen auf unterschiedliche Menschengruppen, wirkt sich Abwertung so aus, dass Menschen mit bestimmten Merkmalen nicht dieselben Chancen in wichtigen gesellschaftlichen Bereichen haben wie Menschen ohne diese Merkmale. Zum Beispiel haben Personen, die älter als 50 Jahre alt sind, deutlich mehr Schwierigkeiten eine Arbeitsstelle zu bekommen als jüngere. Dies wird z.T. aus statistischen Erhebungen deutlich. Die negative Diskriminierung, die dadurch offengelegt wird, findet gruppenbezogen statt, ohne dass dabei konkrete Täter_innen identifiziert werden können.

Abwertung oder Diskriminierung wird zu einem gesamtgesellschaftlichen Problem, wenn ohne Bezug zu einer konkreten Situation, ohne statistische Daten und basierend auf Vorurteilen bestimmte Klischees und Zuschreibungen bezüglich Menschen mit bestimmten Merkmalen immer wieder und fortlaufend verbreitet werden. Zum Beispiel: Männer denken analytisch; Frauen sind emotional; Arbeitslose sind Sozialschmarotzer, Asylsuchende auch. Diese und viele andere Klischees werden im Alltag, in Medien sowie im gesellschaftlichen Mainstream reproduziert und zementiert.

Einzelne Abwertungen sind Teil eines umfassenden diskriminierenden Systems, das auf mehreren Ebenen funktioniert:

Individuelle Ebene: Zwei Personen kommunizieren miteinander und die eine Person wird von der anderen Person im Zusammenhang mit einem der genannten Merkmale benachteiligt (z.B. eine sexistische Beleidigung, eine rassistische Jobverweigerung, ein homophober „Witz“).

Strukturelle Ebene: Menschen mit bestimmten Merkmalen haben nicht dieselben Chancen in wichtigen gesellschaftlichen Bereichen wie Menschen ohne diese Merkmale. Dies wird z.T. aus statistischen Erhebungen deutlich und legt Diskriminierung offen, ohne dass gleichzeitig auch konkrete Täter_innen identifiziert werden können.

Gesamtgesellschaftliche Ebene: Ohne Bezug zu einer konkreten Kommunikationssituation und ohne statistische Daten existieren bestimmte Klischees und Zuschreibungen in Bezug auf Menschen mit bestimmten Merkmalen. Männer denken analytisch oder Frauen sind emotional. Diese und viele andere Klischees werden nach wie vor reproduziert und verfestigen damit Diskriminierung. Diskriminierung ist auch der Überbegriff für die verschiedenen Unterdrückungssysteme Sexismus, Rassismus, Klassismus, Homophobie, Antisemitismus oder Islamophobie.

Auswirkungen von Abwertungen auf ein Individuum

Abwertungen sind auf persönlicher (individueller) Ebene diskriminierend. Sie führen systematisch und schrittweise zu:

  • Passivität des Opfers und Außenstehen
  • Vorurteilen (welche die Urteilskraft jener, die Vorurteile haben, trüben können)
  • Hoher psychischer Belastung für die Betroffenen
  • Erniedrigung und Demütigung der Betroffenen
  • Hilflosigkeit und Isolation, Verlust der Situationskontrolle
  • Stigmatisierung und Viktimisierung
  • Stresserkrankungen, Angsterkrankungen (Phobien), depressiven Erkrankungen bis hin zu einem erhöhten
  • Suizid-Risiko
  • erheblichen sozialen Stresssituationen, wie zum Beispiel die Angst der Betroffenen vor weiterer Eskalation der
  • Übergriffe durch die Täter_innen
  • niedrigem Selbstwertgefühl, negativem Selbstbild
  • Ablehnung und Abwertung eines Elements der eigenen Identität

Bei Gegenreaktion können Betroffene Hassgefühle, Rachsucht, Aggressivität, Unfreundlichkeit entwickeln. Oft übernehmen junge Betroffene sukzessive die ihnen zugewiesene Rolle, was letztlich zur Verfestigung eines negativen Selbstbildes führt und weitere Demütigung nach sich zieht. Dies ist ein Fall von Selbstanpassung an die bestehende Situation und an die Abwertung. Schließlich können Vorurteile zur selbsterfüllenden Prophezeiung werden. Wem ständig vorgeworfen wird, er wolle sich nicht anpassen, und wer unabhängig von der eigenen Anstrengung immer wieder wegen seines Aussehens oder Namens als integrationsunwillig bezeichnet wird und dadurch auf Schwierigkeiten stößt, der gibt irgendwann auf und wendet sich tatsächlich ab.

Auswirkungen von Abwertungen auf die Gesellschaft

Abwertung oder Diskriminierung wird zu einem gesamtgesellschaftlichen Problem, wenn ohne Bezug zu einer konkreten Situation, ohne statistische Daten und basierend auf Vorurteilen, bestimmte Klischees und Zuschreibungen in Bezug auf Menschen mit bestimmten Merkmalen immer wieder und fortlaufend verbreitet werden. Zum Beispiel: Männer denken analytisch; Frauen sind emotional; Arbeitslose sind Sozialschmarotzer und Asylsuchende auch. Diese und viele andere Klischees werden im Alltag, in den Medien und im gesellschaftlichen Mainstream reproduziert und zementiert.

Der Gesamtgesellschaft geht mit Abwertungen etwas verloren, nämlich die Perspektiven, die Ideen und Beiträge, der von Marginalisierung betroffenen Gruppen sowie das Potenzial, neue Synergien entstehen zu lassen. Das kann durchaus ganz handfeste soziale, ökonomische, kulturelle Konsequenzen haben. Studien zur Vielfalt in Arbeitsteams verweisen darauf, dass heterogene Teams zu innovativeren Lösungen kommen als homogen besetzte Teams, was insbesondere bei anspruchsvolleren Aufgaben zum Tragen kommt. Wirtschaftlich betrachtet, wäre eine weitere Folge die Abwanderung mancher hochqualifizierter ausländischer Fachkräfte aufgrund von Ausländerfeindlichkeit, Rassismus und/oder Homophobie. Weitreichende Folgen von Abwertungen und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit können aber auch sozialer Protest, Unruhen und Aufstände bis hin zum Bürgerkrieg sein, wenn diejenigen, die ausgegrenzt werden, sich nicht mehr länger ausgrenzen lassen wollen und mehr Gleichwertigkeit einfordern.

Abwertungen aus der Perspektive der Täter_innen

Die Rolle oder das Ziel von Abwertungen aus der Perspektive der Täterinnen und Täter stellt ein komplexes Gefüge aus persönlichen, intrinsischen (von uns selbst kommenden) und extrinsischen (von außen bzw. jemandem anderen kommenden) Motivationen dar. Hier eine Auflistung möglicher (Hinter-)Gründe für abwertende Haltungen:

  • möchten Misstrauen gegenüber anderen Gruppen fördern
  • dienen zur Abgrenzung von anderen
  • stärken die eigene Bedeutsamkeit und das Selbstwertgefühl der Täterinnen und Täter
  • schaffen Bindungen untereinander (wir gegen die anderen); dies führt zu einem verstärkten Gefühl der Gruppenzugehörigkeit
  • stärken die Zusammengehörigkeit und das Vertrauen in der eigenen Gruppe: Die Abgrenzung zu den ‚Anderen‘ bietet zugleich eine Stärkung des ‚Wir-Gefühls‘, aus dem sich ein größerer Zusammenhalt und Vertrauen in der eigenen Gruppe speist
  • die Abwertung der ‚Anderen‘ dient dann der bequemen Aufwertung der eigenen Gruppe und damit verbunden der positiven sozialen Identität des Individuums
  • man kann sich als Angehörige einer im Vergleich positiv bewerteten sozialen Gruppe umso besser fühlen, je schlechter die jeweils anderen dargestellt werden
  • bieten Kontrolle und einen Bezugsrahmen für die soziale Ordnung
  • helfen beim Ausbau von Hierarchien
  • legitimieren Hierarchien
  • bieten durch Vorurteile einfache Erklärungen für komplexe Situationen und ermöglichen somit simple Schuldzuweisungen

Dabei ist immer zu bedenken, dass Abwertungen nicht nur Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen haben, sondern auf das gesamtgesellschaftliche Klima. Abwertungen können auf struktureller Ebene zur öffentlichen Meinungsbildung beitragen. Abwertungen führen zu Diskriminierung und fördern Hass, Aggressionen, Gewalt und Kriminalität innerhalb einer Gesellschaft und können in weiterer Folge eine menschenrechtliche Bedrohung darstellen.

Wieso greifen andere nicht ein?

Die Befürchtung, selbst Opfer von Abwertung zu werden, verhindert oft ein aktives Eingreifen durch außenstehende Mitschüler_innen, Freund_innen oder Kolleg_innen. Nichteingreifen kann die abwertende Haltung verstärken! Durch das passive Nichthandeln lernen die Täter, dass Abwerten, Schikanieren, Stereotypisieren, etc. durch Schaulust oder Stillschweigen belohnt statt sanktioniert wird.

Was ist Extremismus?

Das Bundesweite Netzwerk Extremismusprävention und Deradikalisierung definiert Extremismus folgendermaßen: „Der Begriff Extremismus stammt vom lateinischen Wort „extremus“ ab und bedeutet „äußerst“. Extremismus bezeichnet daher eine „zum Äußersten“ hin gerichtete politische, religiöse oder weltanschauliche Einstellung. Eine totale Veränderung des gesellschaftlichen Ordnungssystems wird angestrebt. Dabei ist die Anwendung von Gewalt und Zwang im Extremismus ein legitimes Mittel zur Zielerreichung.“ [1]

Extremismus ist kein Begriff, der sozialwissenschaftlich eindeutig definiert ist. Häufig wird in Extremismus-Definitionen der Gegensatz von Extremismus und demokratischen Grundwerten wie etwa den Menschenrechten vorgebracht und Extremismus am Rande der Gesellschaft verortet. Damit gehen jedoch einerseits Unterschiede zwischen extremistischen Ideologien verloren und andererseits werden extremistische und abwertende Einstellungen in der Mitte der Gesellschafft vernachlässigt.

Welche Werte und Ideen einer Gesellschaft konträr gegenüberstehen, ist zudem abhängig vom historischen, politischen und sozialen Kontext. So galten etwa die Abschaffung der Sklaverei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts oder die Einführung des Frauenwahlrechts in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Kontext ihrer Zeit als radikal und extremistisch.

[1] Österreichische Strategie Extremismusprävention und Deradikalisierung. Bundesweites Netzwerk Extremismusprävention und Deradikalisierung. 2018. https://www.bvt.gv.at

Wie wird man extremistisch?

Niemand wird von heute auf morgen zum_zur Extremist_in. Dies sind immer Prozesse, die länger oder kürzer verlaufen können und die selten linear verlaufen. Solche Prozesse haben verschiedenste Ursachen. Folgende Gemeinsamkeiten können jedoch in den meisten Fällen festgestellt werden:

1. Bereitschaft für die Annahme extremistischer Ideologien, hervorgerufen durch Erfahrungen von Unmut, Konflikt, Unzufriedenheit; es kann sich sowohl um einen individuellen Identitätskonflikt handeln als auch um soziale, gesellschaftliche Faktoren wie Diskriminierung, Rassismus, politische oder soziale Spannungen

2. Einbindung in Sozial- und Gruppenprozesse, Erfahrung einer „solidarischen Gemeinschaft“

3. Annahme einer extremistischen Ideologie: Identifikation von Schuldigen, Konstruktion von „Wir“ und „die Anderen“[1]

[1]  Vgl. Neumann Peter: Radikalisierung, Deradikalisierung und Extremismus. 2013. http://www.bpb.de/apuz/164918/radikalisierung-deradikalisierung-und-extremismus?p=all

Was macht extremistische Gruppierungen für Jugendliche und junge Erwachsene attraktiv?

Anerkennung und Gemeinschaft

Wissenschafter_innen und Praktiker_innen sind sich einig, dass Zugehörigkeit ein wesentliches Angebot extremistischer Gruppierungen darstellt. Die Zugehörigkeit zu einer „solidarischen“ Gemeinschaft und die vermeintliche moralische Überlegenheit stärken das Selbstwertgefühl. Die Abwertung anderer Gruppen suggeriert zusätzlich Sicherheit, Stärke und Macht. Extremist_innen benutzen Anerkennung und Zuspruch um Menschen, vor allem auch Jugendliche, an sich/an die Ideologie zu binden.

Orientierung und Sicherheit

In der Zeit des Erwachsenwerdens gehört es dazu, sich von anderen, zum Beispiel den Erwachsenen, abzugrenzen und andere abzuwerten. Die Suche nach Wahrheit und Orientierung ist in dieser Phase ganz normal. Extremistische Gruppierungen greifen diese Bedürfnisse auf. Sie geben einfache, klare Antworten auf sehr umfassende und komplizierte Fragen. Das Weltbild extremistischer Gruppierungen, das klar zwischen richtig und falsch, Gut und Böse unterscheidet, macht es leichter, das Gefühl zu haben, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben und sein Leben selbst in die Hand nehmen zu können.

Provokation und Protest

Abgrenzung von den Eltern ist wichtig, um sich von seiner Kindheit verabschieden zu können. Protestverhalten und Rebellion sind dabei zentral. Extremistische Gruppierungen bieten vielfältige Möglichkeiten an Provokation. Wut und Frustration können ausgelebt werden.

Wie nutzen Extremist_innen Abwertungen?

Soziale Gruppen grenzen sich durch bestimmte Merkmale von anderen ab und entscheiden so, wer dazugehört und wer nicht. Das hilft uns dabei, eine sehr komplexe, sich ständig verändernde Umwelt begreifbar und kontrollierbar zu machen.

Es passiert jedoch häufig, dass Gruppen sich vor allem darüber definieren, was sie nicht sind und wer nicht teilnehmen darf anstatt über die eigentlichen Ziele. Für Extremist_innen bedeutet dies, dass alle, die nicht zu der von ihnen definierten Gruppe gehören, potenzielle Feinde sind.

Extremist_innen erkennen nicht bzw. ignorieren, dass unsere Welt zu vielschichtig ist, um sich in einfache Gegensatzpaare wie z.B. Freund_in/Feind_in oder Gut/Böse teilen zu lassen.

Um zu erklären, warum „die Anderen“ böse sind und warum man sie mit allen Mitteln bekämpfen und töten muss, spielen Abwertungen eine wichtige Rolle. Abwertungen werden hier auf zwei verschiedene Arten genutzt:

  1. Die Opferrolle: Man selbst wird unterdrückt und ungerecht behandelt. Man wird durch unterschiedliche Herangehensweisen abgewertet z.B. Benachteiligung in der Schule, im Job, bei Sozialleistungen oder am Wohnungsmarkt.
  2. Das Feindbild: Die Anderen werden z.B. als fehlgeleitet, schwach, genetisch minderwertig oder einfach als böse (das genügt oft schon) beschrieben und abgewertet. Dabei kommt es meistens zu Kombinationen von den weiter oben beschriebenen Abwertungsformen.

Um Taten wie Mord als erlaubte Mittel rechtfertigen zu können, müssen die Feinde zuvor erst entmenschlicht werden. Das bedeutet, dass sie soweit entfremdet und abgewertet werden, also als so böse beschrieben werden, dass die Gruppenmitglieder sie nicht mehr als Menschen mit Gedanken, Gefühlen, Wünschen und Ängsten wahrnehmen, sondern lediglich als Marionetten des großen Feindes, der vernichtet werden muss. Tier- und Ungezieferbezeichnungen (z.B. Ratten, Läuse, etc.) für Gruppen von Menschen mit bestimmten Merkmalen sind ein deutliches Anzeichen dafür, dass hier eine extremistische Gruppe versucht, sie zu entmenschlichen. So können selbst schlimmste Taten innerhalb der Gruppe akzeptiert und gerechtfertigt werden.

Ein weiteres wichtiges Element mit dem Extremist_innen arbeiten, ist Angst. Ängste lassen Menschen leichter zu extremen Handlungen greifen, ein Grundinstinkt, um unser Leben zu schützen.

Wie erzeugen Extremist_innen Angst? Sie erzeugen Ängste durch ständige Wiederholung einer einfach gestrickten Geschichte vom Kampf Gut gegen Böse in der die eigene Gruppe (die Guten) durch eine oder mehrere andere Gruppen (die Bösen) bedroht wird. Diese Geschichte wird laufend neu erzählt und alle Ereignisse werden mit dieser Geschichte verknüpft. Reale Ereignisse werden so schnell Teil einer großen Verschwörungstheorie. Ein allgegenwärtiges und mächtiges Feindbild erzeugt besonders viel Angst.

Zwei Formen von Extremismen – ein Beispiel

Rechtsextremismus und jihadistischer Extremismus werden vom österreichischen Verfassungsschutz derzeit als besonders demokratiegefährdend eingeschätzt. Die folgende Gegenüberstellung soll dazu dienen, die ideologischen Grundprinzipien zu beschreiben.

 

 

Diese Gegenüberstellung zeigt nur einen sehr kleinen Ausschnitt der beiden Extremismen. Beide Extremismen bestehen aus einer unzähligen Ansammlung an Gruppierungen, Bewegungen und Meinungsführern die einzelne der beschriebenen Punkte unterschiedlich deutlich auslegen und unterschiedliche Erklärungsansätze bieten. Eine zentrale Gemeinsamkeit ist jedoch die Ablehnung von allgemeingültigen Menschenrechten für alle Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, Hautfarbe, Religion, sozialer Stellung und ihrem Geschlecht. Eine weitere wichtige Gemeinsamkeit ist der wechselseitige Bezug auf die beiden Extremismen. So nützen beide Seiten Anschläge, Drohungen und Verschwörungstheorien der jeweils anderen Seite, um ihr Feindbild weiter zu schärfen, Ängste zu schüren und weitere Anhänger für die eigene Sache zu rekrutieren.

Warum sind Abwertungen im Kontext von Extremismus so gefährlich?

Niemand wird über Nacht zum_zur Extremist_in. Es ist eine Vielzahl unterschiedlicher Erfahrungen, die über kurze oder längere Zeit zu immer extremer werdenden Ansichten führen können. Die Beratungsstelle Extremismus führt an, dass es keine einfachen Antworten, keinen Katalog an Eigenschaften gibt, den es abzuhaken gilt, um Radikalisierung feststellen zu können. Erfahrung von Abwertung, Diskriminierung und Ausgrenzung können aber dazu beitragen, dass sich Personen radikalisieren bzw. von Extremist_innen gezielt radikalisiert werden.

Abwertungen, egal ob sie innerhalb der Familie, der Schule, im Beruf oder bei zufälligen Begegnungen auf der Straße stattfinden, tragen in jedem Fall zu einer feindseligeren Gesellschaft bei, in der das wechselseitige Vertrauen aller Bürger_innen in einander wie auch in ihre Institutionen immer weiter sinkt. Dieses sinkende Vertrauen führt im Gegenzug zu steigenden Ängsten (z.B. selbst ausgegrenzt zu werden, den Job zu verlieren, tätlich angegriffen zu werden). Genau diese Ängste machen es Extremist_innen leicht unsere Gesellschaft zu spalten, um ihre eigenen Ideen von Ungleichheit und Gewalt zu verwirklichen.

Wir alle können mit unseren Handlungen täglich dazu beitragen diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, in dem wir gegen Abwertungen auftreten, selbst nicht abwertende Handlungen setzen und jenen zur Seite stehen die Abwertungen erfahren.

Was kennzeichnet extremistische Gruppierungen?

Es gibt eine große Anzahl an Abstufungen von extremistischen Gruppen, speziell jene, die Nachwuchs rekrutieren wollen, stellen sich nach außen hin oft als harmloser Verein oder Interessensgruppierung dar. Jedoch werden bei näherer Betrachtung oft folgende Merkmale (in Variationen und mit unterschiedlich ausgeprägter Intensität) erkennbar.

  • Die totale Überlegenheit einer Gruppe über alle anderen steht im Mittelpunkt.
  • Gewalt und sogar Mord sind legitime Mittel zur Erreichung der Gruppenziele.
  • Menschen mit bestimmten Merkmalen (z.B. bestimmte Hautfarbe, Herkunft, Religion) sind automatisch Feindbilder und werden entmenschlicht dargestellt (haben keine Seele, keine Gefühle, keine Menschenrechte) und werden auch sprachlich abgewertet (z.B. als Ungeziefer bezeichnet).
  • Es werden sehr einfache Erklärungsmodelle angeboten, wie unsere Welt funktioniert. Es gibt nur zwei Ausprägungen z.B. Freund_in/Feind_in, Gut/Böse. Für Abstufungen ist kein Platz. Wer nach Abstufungen fragt, wird sofort als potenzielle_r Feind_in betrachtet.
  • All jene, die nicht Teil der Gruppe sind, werden automatisch zu potenziellen Feinden.
  • Die Gruppe beschreibt sich selbst als Opfer und stellt sich stets in einer Situation großer Gefahr bzw. Bedrohung durch den großen „Feind“ dar.
  • Bestehende soziale Kontakte zu Freund_innen und Familie und allen, die vielleicht anders denken, sollen abgebrochen werden.

Wie erkenne ich ob jemand in meinem Umfeld in das Fahrwasser extremistischer Gruppen kommt?

Die Beratungsstelle Extremismus hat dazu einige Punkte zusammengestellt, jedoch muss gesagt werden, dass es keine Checkliste von Anzeichen, die auf eine extremistische Geisteshaltung schließen lassen, gibt. Folgende Verhaltensweisen können jedoch auf eine Entwicklung in diese Richtung hinweisen:

  • Er_Sie ändert seine_ihre Lebensweise (z.B. Ess- und Schlafgewohnheiten, Hobbys, Kinobesuche, Sport) deutlich.
  • Er_Sie schränkt den Kontakt mit bisherigen Freunden ein oder zieht sich ganz von seinem_ihrem bisherigen Umfeld zurück.
  • Er_sie besucht häufig einschlägige Seiten und Foren im Internet.
  • Er_Sie hört nur mehr einschlägige Musik (in der rechtsextremen Szene Bands wie Landser, Radikhal, Stahlgewitter, im dschihadistischen Milieu Naschids)
  • Er_Sie wird zunehmend aggressiv, wenn es um die eigene politische Überzeugung oder die eigene Religion geht.
  • Er_Sie gibt offen rassistische und/oder antisemitische Äußerungen von sich und verherrlicht den Einsatz von Gewalt.

Bei Fragen zu Extremismus kannst du dich an die Beratungsstelle Extremismus wenden

Helpline: 0800 2020 44

Email: office@beratungsstelleextremismus.at

Web: https://www.beratungsstelleextremismus.at/

Die Helpline der Beratungsstelle fungiert als niederschwellige Anlaufstelle für alle Fragen und Unsicherheiten rund um das Thema; unabhängig der Zielgruppe. Darunter fallen auch Lehrkräfte; das Angebot umfasst Beratung im Einzelfall, Workshops, Fachberatungen etc. an den Schulstandorten oder das Kollegium etc.; wie bei allen Zielgruppen wird auch bei Lehrkräften fallspezifisch nach entsprechenden passenden Unterstützungsnetzwerken auch außerhalb der Beratungsstelle gesucht (Schulpsychologie, Sozialarbeit, Eltern, andere Beratungsstellen etc.).

 

Hier findest du weitere Materialien und Infos zum Thema Extremismus

Hate Crimes 

und rechtliche Grundlagen

Weiter

Gleichbehandlung im internationalen Recht

Vereinte Nationen (UNO)

Das Gebot der Nichtdiskriminierung ist bereits in der Charta der Vereinten Nationen (UN-Charta) verankert, welche als Gründungsvertrag der Vereinen Nationen 1945 verabschiedet wurde. Als eines der vorrangigen Ziele der Vereinten Nationen wird in Artikel I die „Achtung vor den Menschenrechten und Grundfreiheiten für alle ohne Unterschied der Rasse, des Geschlechts, der Sprache oder der Religion zu fördern und zu festigen“ genannt.

In unterschiedlichen Artikeln der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte kommt ein Bekenntnis zur Wahrung des Gleichbehandlungsgrundsatzes und der Nichtdiskriminierung zum Ausdruck (vergleiche Artikel 1, 2, 7, 8, 23). Für den Bereich des Gleichbehandlungsrechts sind folgende Übereinkommen relevant:

 

Europarat

Außerhalb des UN-Systems wollen wir auch auf die EU verweisen; im Spezifischen auf den Europarat. Artikel 14 der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) normiert ebenfalls ein Diskriminierungsverbot. Über die Einhaltung der in der EMRK verankerten Grundrechte wacht der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte.

Die Europäische Kommission gegen Rassismus und Intoleranz (ECRI) ist eine unabhängige Kommission des Europarates zur Bekämpfung von Rassismus, Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Intoleranz nach der Europäischen Menschenrechtskonvention und wurde 1993 völkerrechtlich vereinbart. Die ECRI geht unmittelbar auf den Beschluss der Staats- und Regierungschefs zurück, der durch das Ministerkomitee des Europarats umgesetzt wurde. Seit 2013 behandelt sie auch Diskriminierung gegenüber schwulen, lesbischen, bisexuellen und transsexuellen Menschen.

Hassrede (Hate Speech) ist eher ein politischer Begriff mit mehr oder weniger starken Bezügen zu juristischen Tatbeständen. Die im europäischen Zusammenhang relevante politische Definition von Hassrede: Sie fasst unter diesem Begriff „alle Ausdrucksformen, die Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus oder andere Formen von auf Intoleranz beruhendem Hass verbreiten, dazu anstiften, sie fördern oder rechtfertigen; einschließlich von Intoleranz, die sich in aggressivem Nationalismus und Ethnozentrismus, der Diskriminierung und Feindseligkeit gegenüber Minderheiten, Migrant_innen und Menschen mit Migrationshintergrund äußert“ zusammen (Ministerkomitee des Europarats, Empfehlung R (97) 20, 30.10.1997, Übersetzung).

 

Österreichisches Recht

Verhetzung

In Österreich gibt es mit §283 StGB (Strafgesetzbuch)  den Tatbestand der Verhetzung. Dieser belegt das ausdrückliche Hetzen gegen jemanden in der Öffentlichkeit oder vor einer breiten Masse, aufgrund von dessen Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe sowie dessen Beschimpfung auf eine die Menschenwürde verletzende Weise, mit bis zu zwei Jahren Haft bestraft werden kann. Die Novellierung des Paragraphen brachte die Einbeziehung von Behinderung, Alter, Sexualität und Geschlecht, sowie auch die Verhetzung von Einzelpersonen. Die Erfordernisse bezüglich der öffentlichen Wahrnehmung wurden im parlamentarischen Prozess leider stark erweitert, was dazu führt , dass der Tatbestand Verhetzung schwierig zu verfolgen bzw. selten bestraft wird.

Achtung: Bereits das befürwortende Teilen, Re-Posten oder „Liken“ von hetzerischen Beiträgen kann strafbar sein (ausgenommen Teilen im Sinne von Kritik ausüben)!

 

Verstoß gegen das Verbotsgesetz

Dem §283 StGB geht aufgrund seiner Spezialität §3h Verbotsgesetz vor, der die Leugnung, Verharmlosung, Rechtfertigung und Gutheißung nationalsozialistischer Verbrechen mit Strafe belegt.

Das Verbotsgesetz enthält mehrere Bestimmungen, die verschiedene Formen der nationalsozialistischen Wiederbetätigung verbieten – diese gelten auch fürs Internet.

Strafdrohung: Freiheitsstrafe von bis zu 10 Jahren, bei besonderer Gefährlichkeit des Täters_der Täterin oder der Betätigung bis zu 20 Jahren.

 

Cyber-Mobbing (§ 107c StGB)

Wer über Internet, Computer oder Handy eine andere Person über längere Zeit hinweg an der Ehre verletzt oder intime Tatsachen bzw. Bilder ohne Zustimmung der Person veröffentlicht, macht sich wegen Cyber-Mobbing strafbar.

Voraussetzung: Das Cyber-Mobbing ist für eine größere Zahl von Menschen wahrnehmbar und beeinträchtigt das Opfer in seiner Lebensführung.

Strafdrohung: Freiheitsstrafe von bis zu 3 Jahren oder Geldstrafe von bis zu 720 Tagessätzen

 

Üble Nachrede (§ 111 StGB)

Einer Person werden verächtliche Eigenschaften, unehrenhaftes Verhalten oder der Verstoß gegen die guten Sitten nachgesagt.  Die Anschuldigungen werden vor min. einer weiteren Person getätigt.

Strafdrohung: Freiheitsstrafe bis 1 Jahr oder Geldstrafe bis zu 720 Tagessätzen

 

Beleidigung (§ 115 StGB)

Eine Person wird in Gegenwart von mindestens drei weiteren Personen beschimpft oder verspottet.

Strafdrohung: Freiheitsstrafe bis zu 3 Monaten oder Geldstrafe bis zu 180 Tagessätzen

 

Verleumdung (§ 297 StGB)

Verleumdung ist die bewusst falsche Unterstellung, dass eine Person eine strafbare Handlung begangen hat. Damit bringt man die Person in Gefahr, dass die Polizei oder Staatsanwaltschaft sie strafrechtlich verfolgt.

Strafdrohung: Freiheitsstrafe von bis zu 5 Jahren oder Geldstrafe bis zu 720 Tagessätzen

 

Kreditschädigung (§ 152 StGB)

Wer falsche Tatsachen behauptet und damit den Kredit, Erwerb oder das berufliche Fortkommen einer Person schädigt oder gefährdet, macht sich wegen Kreditschädigung strafbar.

Strafdrohung: Freiheitsstrafe bis zu 6 Monaten oder Geldstrafe bis zu 360 Tagessätzen

 

Gefährliche Drohung (§ 107 StGB)

Wer andere Personen bedroht, um sie in Furcht oder Unruhe zu versetzen, kann strafrechtlich belangt werden.

Strafdrohung: Freiheitsstrafe bis zu 3 Jahren

 

Nötigung (§ 105 StGB)

Wer andere mit Gewalt oder durch eine gefährliche Drohung dazu bringt, etwas Bestimmtes zu tun oder zu unterlassen, das nicht gewollt ist, macht sich strafbar.

Strafdrohung: Freiheitsstrafe bis zu 1 Jahr

 

Zivilrechtlich könnte §1330 ABGB zu berücksichtigen sein, der für die Ehrenbeleidigung Schadenersatz, aber keinen Ersatz immaterieller Schäden vorsieht.

 

Urteile gibt es in Österreich zu Hate Speech kaum, mit Ausnahme einiger Urteile zum Verbotsgesetz gibt es nur vereinzelte Urteile, was wohl an den hohen Anforderungen bezüglich der Öffentlichkeit der Aussagen liegen mag. Auch nach der Herabsetzung der Erfordernisse ist die Schwelle noch relativ hoch. Noch gibt es zur novellierten Form keine Urteile. Zur alten Rechtslage besagte das Urteil 13Os30/82 des OGH, dass die Versendung an 90 willkürlich ausgewählte, teils lose, Bekannte das Erfordernis der Öffentlichkeit erfüllt, da Gleichzeitigkeit nicht erforderlich ist und mit Weiterverbreitung zu rechnen sei.[1]

 

Broschüre zu Hasspostings [ISPA]

In kompakter Form informiert dieser Flyer über rechtliche Hintergründe von strafbaren Postings. Der Flyer kann im Unterricht als Informationsquelle eingesetzt werden oder an Jugendliche, die sich selbst näher damit beschäftigen wollen, weitergegeben werden.[2]

Zielgruppe: Jugendliche ab ca. 14 Jahren

[1] https://www.klagsverband.at/info/hate-speech
[2]
www.ispa.at/hasspostings

Weiterführende

Informationen

#hass #netz #trolle

#gegenhass #hemmungslos

#hass #anonymität #hemmungslos

#Magersucht

Wie können

Abwertungen

verlaufen?

Ungleichheiten diskriminieren, drücken Menschen an den Rand der Gesellschaft und entmenschlichen. Abwertungen können sich immer weiter steigern und dieser Vorgang kann einem Muster folgen:

1. KATEGORISIERUNG

Wir teilen Menschen in Gruppen ein, anhand von Fähigkeiten oder Sammelbegriffen (Kategorien), die gerade zutreffen oder die auf unserer alltäglichen Wahrnehmung basieren.

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Zum Beispiel Weiße_r, Ausländer_in, Workaholics, Frauen und so weiter. Bestimmt fallen dir an dieser Stelle viele weitere Beispiele ein. Bedenke dabei immer, dass die Kategorisierung bewusst oder unbewusst stattfinden kann. Oft ertappen wir uns dabei, andere ohne bestimmten Kontext zu kategorisieren. Und das bestimmt unser Verhalten ihnen gegenüber sowie unsere Meinung über die betroffenen Menschen. Klingt zwar absurd, aber trotzdem akzeptieren wir es und wiederholen es auch, wenn wir unsere zwischenmenschliche Wirklichkeit beschreiben.

Was kann ich dagegen tun?

Versuche, jedem gegenüber unvoreingenommen zu sein. Zeige Interesse und lerne den Menschen kennen. Bilde dir eine Meinung aufgrund seiner Art und nicht seiner vermeintlichen „Gruppe“ und verstehe auch, dass eine Eigenschaft eines Menschen nicht auf die ganze „Gruppe“ reflektiert werden kann.

„Begegnung ohne Kategorie“ ist eine mögliche Antwort. Wenn du dich fragst, wie du jemanden, den du nicht kennst, von dem du nichts weißt oder dem du nie begegnet bist, nennen sollst: Dann frag‘ einfach nach seinem_ihrem Namen. Wichtig ist, dass du dann diesen Namen verwendest und nicht einen von jemand anderem ausgedachten.

2. STEREOTYPISIERUNG

Bestimmt hast du schon von der spanischen “Siesta” gehört – Mittagspausen im großen Stil, welche für Spanier_innen charakteristisch sein sollen.

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Die Tatsache, dass viele Spanier_innen die Siesta nur noch aus Erzählungen kennen, vermag kaum am etablierten Bild der spanischen Gesellschaft zu rütteln. Das Beispiel der spanischen Siesta zeigt ein wenig die Problematik bei dem Thema. Manche Stereotypen kommen nicht von irgendwo: Spanier_innen (und auch Italiener_innen) hatten und haben immer noch lange Mittagspausen, weil es tatsächlich ziemlich heiß um die Mittagszeit wird und dadurch kaum jemand einkaufen geht und keiner arbeiten kann. Dafür arbeiten sie nach 15.00 Uhr wieder und länger in den Abend hinein. Das heißt, es ist nicht unbedingt ein negatives Stereotyp, sondern in manchen Regionen schlichtweg real und ist durchaus etwas Sinnvolles. Grundsätzlich ist es daher generell nicht so einfach zu sagen: Alle Stereotype sind falsch und/oder böse. Conclusio: Es gibt hier – wie bei vielem im Leben – kein Schwarz/Weiß.

Nahezu alle Merkmale von Menschen und Gruppen sind gewissen Vorurteilen unterworfen, von A wie Alter bis Z wie Zugehörigkeit zu einem Verein, einer Nation etc. Einige Beispiele: Wiener_innen sind grantig oder Sozialpädagog_innen sind Gutmenschen. Vorurteile, die fest im gesellschaftlichen Meinungsbild verankert sind, nennt man Stereotypen. Gruppen werden bestimmte (meist negative) Merkmale zugeschrieben – „Die sind so und so…“ – die automatisch angenommen und nicht kritisch hinterfragt werden im Hinblick auf Authentizität oder Wahrheitsgehalt. Daran anschließend gilt anzumerken, dass es auch positive Stereotypen gibt, wie „intelligente Asiaten“, „starke Männer“; die dann ebenfalls mit Vorurteil verbunden sind und Individuen ebenso unter Druck setzen können: „Du als Chinese bist doch immer gut in Mathe“ oder „Männer weinen nicht“.
Stereotypische Vorstellungsbilder sind relativ starr, objektiv weitgehend unrichtig und weit verbreitet.

 

Was kann ich dagegen tun?

Überlege dir selbst, welchen Stereotypen du bereits begegnet bist und wie sie auf dich wirken. Überlege auch, inwiefern du sie selbst schon widerlegen konntest. Darüber hinaus könntest du nachdenken, wie sie deinen Blick auf Gruppen geändert haben bevor du ihnen begegnet bist. Erfahrungen zeigen deutlich, wie mächtig Vorurteile sind. Vorurteile und Stereotypen sind weder harmlos noch zu ignorieren. Eine Auseinandersetzung mit ihrem Wahrheitsgehalt ist notwendig, damit Vorurteile unser Verhalten und Denken weniger beeinflussen.

3. MARGINALISIERUNG

Marginalisieren bedeutet eine Person aus einer Gruppe, aus einer Gemeinde oder aus einer bestimmten Gesellschaft auszugrenzen. Das lateinische Wort marginal bedeutet am Rande oder an der Grenze liegend.

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Vergleichbar damit ist „Diskriminierung“, die vorliegt, wenn auf Basis von Vorurteilen, Kategorisierungen und Stereotypisierungen einzelne Personen oder Gruppen ungerechtfertigt benachteiligt und ungleich behandelt werden.

Zum Beispiel wenn in einem Freundeskreis der eine oder die andere ausgegrenzt wird, weil er oder sie uncoole Klamotten trägt, oder eine andere Musik hört, oder sich bei bestimmten Aktionen nicht beteiligen will (z.B. Rauchen, übermäßig viel Alkohol konsumieren, Raufereien). Wenn aufgrund sozialer Merkmale Menschen an den „Rand der Gesellschaft” gedrängt werden, haben diese Individuen langfristig mit den Folgen dieser Verdrängung zu kämpfen. In Form von Ausschluss aus der Klasse, schlechten Noten, Armut, Krankheit, fehlendem Zugang zu Bildung, dem Arbeitsmarkt oder zu kulturellen Ereignissen. Klassische Beispiele für marginalisierte Gruppen können „Brillenschlangen“, Obdachlose, Flüchtlinge, Suchtkranke, „dicke Kinder“, Mädchen mit Kopftuch oder auch „Streber_innen“ sein. In manchen Städten haben sich sogar Elendsviertel (Slums) gebildet, welche Zeugnis von den gravierenden Folgen von Marginalisierung, Exklusion (Ausgrenzung) und Diskriminierung sind.

 

Was kann ich dagegen tun?

Informiere dich über die Umstände, mit welchen marginalisierte Menschen zu kämpfen haben. Bringe Verständnis auf und versuche selbst niemanden auszugrenzen, nur weil dir etwas persönlich nicht passt oder weil andere sich so benehmen. Wie du bereits schon weißt, schleichen sich Vorurteile und Kategorisierungen leicht in unsere Denkmuster ein. Habe den Mut, auch Tabuthemen anzusprechen, erweitere deine Kenntnisse auf menschlicher Ebene, habe Verständnis für die Unterschiede zwischen Kulturen und deren Bräuche/Traditionen, suche positive Beispiele, um extremistischem Denken entgegenzuwirken.

4. DRANGSALIERUNG

Drangsalieren bedeutet schikanieren, sprich jemandem unnötig Schwierigkeiten bereiten. Das heißt, sich in kleinliche, böswillige Quälereien einzubringen, mit dem Ziel jemandem bewusst zu schaden.

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Was kann ich dagegen tun?

Wie du nun weißt, schleichen sich mutwillige Denkmuster leicht in unseren Alltag ein. Hier bedarf es höchstwahrscheinlich einer tieferliegenden Intervention seitens eines_r Vermittler_in. Jemand, der selbst abwertet, wird auf grundlegende Menschenrechte pfeifen. Erweitere deine Kenntnisse im Bereich Menschenrechte und Demokratie, habe Verständnis für die Unterschiede zwischen Kulturen und deren Bräuche/Traditionen, suche positive Beispiele, um böswilligem Denken entgegenzuwirken. Es ist nicht in Ordnung, jemandem mutwillig zu schaden. Wenn es möglich ist und du dich dabei nicht in Gefahr begibst, greife ein und verhindere, dass es so weit kommt. Ansonsten wende dich an eine Vertrauensperson. Herausfinden, wieso man jemandem schadet. Sich auch überlegen, was alles bereits drangsalierend sein kann: Passivität und Ignorieren oder erst aktives Abwerten?

5. DEHUMANISIERUNG

Dehumanisierung bedeutet Entmenschlichung. Menschen oder ganzen Personengruppen wird ihre Menschlichkeit abgesprochen. Menschen werden mit Bezeichnungen abgewertet, z. B. indem sie mit Ungeziefer gleichgesetzt werden.

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Grundsätzlich wollen die meisten Menschen anderen nicht weh tun. Um eine Gruppe verfolgen zu können, dürfen diese Menschen nicht mehr als “Menschen” wahrgenommen werden und werden also somit zu “Nicht-Menschen” erklärt. Dafür sind in der Geschichte immer wieder äußere Merkmale, oder die Zugehörigkeit zu einer bestimmten ethnischen oder religiösen Gruppe oder (vermeintliche) körperliche oder geistige Mängel benutzt worden. So werden Menschen als Ungeziefer oder Ratten bezeichnet. Täter_innen in gewaltsamen Konflikten entmenschlichen ihre Gegner_innen und verweigern ihnen den Schutz der allgemeinen Menschenrechte.

Was kann ich dagegen tun?

Erweitere deine Kenntnisse im Bereich von Menschenrechten und Demokratie. Habe Verständnis für die Unterschiede zwischen Kulturen und deren Bräuche/Traditionen. Informiere dich über moralische Prinzipien wie Aufrichtigkeit, Gerechtigkeitssinn, Toleranz, Hilfsbereitschaft, Menschenwürde, Ehrlichkeit usw. Es erfordert viel Mut und Selbstbewusstsein sich gegen abwertende Sprache zu wehren. Dennoch ist jede Gegenreaktion wertvoll, auch wenn du selbst nicht betroffen bist. Was fällt dir im Alltag auf, wie Leute entwertet werden, welche Worte man verwendet und wie man sie darauf hinweisen kann?

Wie entstehen

Abwertungen?

Im Gegensatz zum vorigen Absatz, der den potenziellen Verlauf von Abwertungen thematisiert, geht es hier darum, warum und wie es überhaupt dazu kommt, dass Menschen abwerten. Abwertungen entstehen, wenn wir wegen Langeweile, Neid, Nichtwissen oder etwa falscher Annahmen schlecht über andere reden. Es entstehen Vorurteile, welche zumeist auf Stereotypen statt auf Wissen beruhen. Vorurteile beschreiben und beurteilen verallgemeinernd Personen oder Personengruppen (Kategorien) auf Grundlage von pauschal zugeschriebenen Eigenschaften. Wir schließen Menschen aus, weil wir sie wegen ihrer politischen Einstellung, Herkunft, Hautfarbe, sexuellen Orientierung usw. als „nicht zugehörig“ betrachten.

Im Grunde genommen, kann jedes Merkmal genutzt werden, um jemanden abzuwerten. Gute sowie schlechte Meinungen über andere werden oft ohne Überprüfen der Fakten und schneller übernommen als einem bewusst ist. Zum Beispiel: Jungs lieben Fußball; der Job der Frau ist, Hausfrau zu sein; übergewichtige Personen haben zu viel Gewicht, weil sie faul sind; und so weiter. In der Realität treffen diese pauschal vereinfachten Aussagen jedoch nicht unbedingt auf die betroffenen Menschen zu. Daher: Mach dir deine eigene Meinung über Personen oder Personengruppen, die auf Wissen und deiner eigenen Erfahrung fußt!

Abwertungsformen

Abwertung aufgrund des Geschlechts & der Identität

Diese Form von Menschenfeindlichkeit steht in Verbindung mit der Ablehnung der Gleichstellung der Geschlechter sowie mit der Ablehnung unterschiedlicher Transgenderidentitäten.

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Die Gleichstellung bezieht sich auf die angebliche Überlegenheit des Mannes sowie auf feste (traditionell-patriarchalische) Rollenzuweisungen, in denen die Frau im Mittelpunkt steht (beispielsweise Frau als Hausfrau). Diese gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit wird als Sexismus bezeichnet und betont explizit die Unterschiede zwischen den biologischen Geschlechtern.

Wie erkenne ich das?

Häufige Wortlaute zum diesem Thema sind beispielsweise Frage wie “Sollten beide Elternteile gleich viel zu sagen haben?” oder Aussagen wie “Für Frauen ist Bildung nicht so wichtig, weil sie eher zu Hause bleiben sollten” oder “In der Erziehung sollten Jungen mehr Wert sein als Mädchen”. Die Einstellungsmuster von Abwertungen aufgrund des Geschlechts und der sexuellen Identität werden durch unterschiedliche Subformen ausgelebt und ausgelegt. Sehr oft anzutreffen sind folgende Formen: Transgender- und Intersexuellenfeindlichkeit; Geschlechts- und geschlechtsidentitätspezifische Diskriminierungen; sexuelle Belästigung; Misogynie (Frauenhass), Misandrie (Männerhass), Misanthropie (Menschenhass) oder Sexismus. Transgender ist der Begriff für Menschen, die sich mit ihrem biologischen Geschlecht nicht oder nur teilweise identifizieren können.

Was kann ich dagegen tun?

Intersexualität oder -geschlechtlichkeit trifft auf Personen zu, die unterschiedliche Variationen in ihrer körperlichen Geschlechtsentwicklung aufweisen, die nicht ausschließlich männlich oder weiblich sind. Menschen in dieser Situation brauchen das Verständnis ihrer Familien, Freunde und generell das Verständnis in der Gesellschaft. Auch brauchen sie rechtliche Anerkennung. Darauf antworten viele Länder mittlerweile mit rechtlicher/juridischer Anerkennung einer dritten Geschlechtskategorie. Das heißt, im Reisepass gibt es beispielsweise die Möglichkeit eine dritte Option “X” eintragen zu lassen.

Abwertung aufgrund der politischen Einstellung

Diese Form der Abwertung richtet sich gegen Überzeugungen im Hinblick auf die Gestaltung von Staat und Gesellschaft.

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Menschen, die sich abwertend aufgrund politscher Einstellungen verhalten, haben oft antidemokratische, das heißt autoritäre, herrschsüchtige, intolerante oder stark nationalsozialistische Überzeugungen. Ihre Sympathie gilt autoritären Formen des Staates und sind einem demokratischen Staat entgegengesetzt.

Wie erkenne ich das?

Beispiele: Extremistische Einstellungen beziehungsweise Vertreter_innen dieser Weltbilder streben nach einer autoritären politischen Ordnung, behaupten oft die “Natürlichkeit” sozialer Differenzen und von natürlichen und angeborenen Hierarchien, entwickeln Feindlichkeit gegen Menschen anderer Herkunft, und schließen Einsatz von Gewalt nicht aus, wenn es darum geht ihre Ideen durchzusetzen, und sie betonen militärische Werte.

Was kann ich dagegen tun?

Demokratie kann man nicht nur predigen, sondern muss sie auch im Alltag leben. Zeig vor, dass du bereit bist, auch mit Andersdenkenden in eine respektvolle Diskussion zu treten, in der das bessere Argument und nicht das Recht des Stärkeren gilt. Stehe für deine eigenen Positionen auch dann ein, wenn sie gerade nicht beliebt sind. Schütze das Recht auf Meinungsfreiheit auch für die, die eine andere Meinung vertreten als du selbst.

Abwertung aufgrund von sexueller Orientierung (Homophobie)

Menschenfeindlichkeit im Hinblick auf sexuelle Orientierung kommt sehr häufig vor. Feindselige Einstellungen, Angst, Wut oder Intoleranz gegenüber homosexuellen oder bisexuellen Menschen bezeichnet man als Homophobie.

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Homosexuelle, die sich als homosexuell identifizieren, fühlen sich (emotional und sexuell) zu dem gleichen Geschlecht hingezogen. Menschen, die sich zu Frauen und Männern oder allen Geschlechtern hingezogen fühlen, bezeichnet man als bisexuell oder pansexuell. Das Präfix „pan“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „alles“. Entsprechend bedeutet Pansexualität, dass sich jemand zu Menschen jeden Geschlechts hingezogen fühlt und sich in sie verlieben kann. „Geschlecht“ umfasst bei pansexuellen Menschen neben den binären Geschlechtern (Mann/Frau) jegliche andere Geschlechtsidentität von bi- oder homosexuellen Frauen und Männern, über transsexuelle Menschen bis hin zu Hermaphroditen (Intersexuelle, Zwitter). Pansexuelle überwinden aus einem inneren Bedürfnis heraus die auf Geschlechtergrenzen beruhende Sexualität und Partnerwahl der traditionell-konservativen Gesellschaft.

Wie erkenne ich Homophobie?

Allgemein abwertende Bezeichnungen an dieser Stelle lauten beispielsweise “schwul”, “homo”, “andersrum”, “rosa”, “Schwuchtel”. Das Wort “schwul” ist an sich kein abwertender Begriff. Es wird erst dann zum Problem, wenn Schüler_innen das Wort in einer abwertenden oder beleidigenden Art und Weise verwenden. 

Im Vordergrund der Homophobie steht also das von der als “normal” gedachten heterosexuellen Vorstellung abweichende intime Verhalten und Auftreten in der Öffentlichkeit. Wenn man diesen Gedanken weiterführt, kann es durch die Annahme der heterosexuellen Mehrheitsbevölkerung dazu kommen, dass Menschen die homo-, bi-, pan- oder transsexuell sind, nicht als Teil der Gesellschaft gesehen werden. Sie werden dementsprechend abneigend als “krank” oder “gestört” bezeichnet. Dabei hat es immer und in allen Gesellschaften auch Homosexualität gegeben. Heute gibt es nach wie vor viele Gesellschaften, in denen Homosexualität nicht tabuisiert ist. Selbst im Tierreich gibt es bei sehr vielen Tieren, darunter auch unseren nächsten Verwandten, den Bonobos und Schimpansen, Homosexualität. Die Neigung zum gleichen Geschlecht ist damit nichts Unnatürliches. Vielmehr ist es Teil bestimmter Kulturen diese unnatürlich zu finden oder gar Homo-, Bi- oder Pansexuelle zu verfolgen und verbaler und körperlicher Gewalt auszusetzen.

Was kann ich dagegen tun?

Wenn es in deinem Umfeld an Informationen über oder Verständnis für Homo-, Bi- oder Pansexuelle mangelt, könnte es zu offenen Diskriminierungen, Mobbing oder sogar hassmotivierten Straftaten kommen.
Tipps! So kannst du gegen Homophobie vorgehen:

  • Bewahre einen kühlen Kopf und reagiere selbst nicht mit negativen Reaktionen. Abwehrende Reaktionen können die negativen Vorurteile der anderen Person nur noch mehr bekräftigen.
  • Andere Menschen über Homo-, Bi- und Pansexualität aufklären. Erkläre, dass es keine Krankheit, Abartigkeit oder Ähnliches ist, sondern eine Art zu sein. 
  • Manche Menschen glauben, Homo-, Bi- oder Pansexuelle von ihren sexuellen Neigungen heilen und zu Heterosexuellen umpolen zu können. Drehe die Frage um: „Glaubst du, dass du von deiner Heterosexualität “geheilt” werden kannst? Kannst du mit einem Fingerschnippen verändern, wer du bist?”
  • Kläre die Menschen in deinem Umfeld über die Tragweite von Diskriminierung und Vorurteilen gegenüber homo-, bi- und pansexuellen Menschen auf.
  • Setze dich aktiv gegen Menschenfeindlichkeit ein: tritt Vereinen und Organisationen bei, die du mit deiner Stimme unterstützen kannst, nimm an öffentlichen Demonstrationen und Aktionen teil. Vermeide den Sprachgebrauch diskriminierender Worte und benutze Worte wie zum Beispiel “schwul” nicht als Schimpfwort.
Abwertung aufgrund der Religion

Auch gläubige und religiöse Menschen werden in ihrem Alltag mit Menschenfeindlichkeit konfrontiert. Dies kann aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit (Konfession) geschehen.

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Häufige Formen religiös motivierter Abwertung im europäischen Raum stehen in Verbindung mit dem Judentum (Antisemitismus) und dem Islam (Islamfeindlichkeit). In der Türkei und in anderen islamisch geprägten Staaten des Nahen Ostens werden oft auch verschiedene Glaubensrichtungen, die mit dem Islam verbunden sind, aber von der jeweils dominierenden Form des Islam abweichen (Aleviten, Alawiten, Yarsan, Bahai) diskriminiert. Besonders mörderisch wurde dieser Hass bei jihadistischen Gruppen gegen die religiöse Minderheit der Jesidi, denen fälschicherweise unterstellt wurde „Teufelsanbeter“ zu sein. Selbst einer diskriminierten Gruppe anzugehören bedeutet leider auch nicht, dass man nicht selbst auch andere Gruppen abwertet. So gibt es durchaus in Europa Muslime, die als Muslime abgewertet werden, zugleich aber Jüdinnen und Juden oder Alevitinnen und Aleviten abwerten. Oder Jüdinnen und Juden, die als solche antisemitisch diskriminiert sind und selbst Muslime abwerten. Nicht nur Mehrheiten können Minderheiten abwerten, sondern auch Minderheiten andere Minderheiten oder auch Minderheiten Mehrheiten (beispielsweise beim Völkermord in Ruanda).

Menschenfeindliche Einstellungen gegenüber Andersgläubigen erfolgen hierzulande auch durch die christlich-katholisch geprägte Mehrheitsbevölkerung.
Darüber hinaus werden weltweit auch andere Religionsgemeinschaften verfolgt. Hierzu gehören zum Beispiel verfolgte Christ_innen in Saudi-Arabien, Buddhist_innen und Muslime in Indien, Muslime in Myanmar oder die Bahai in ihrem Ursprungsland, dem Iran.

Wie erkenne ich das?

Jemand wird zu einem Vorstellungsgespräch nicht eingeladen, weil seinem_ihrem Lebenslauf entnommen wird, dass sein_ihr Name vermeintlich “muslimisch” klingt. Muslim oder Muslimin wird häufig gleichgesetzt mit Araber_in, Türk_in, Migrant_in oder auch Ausländer_in. Dadurch werden  pauschal und auf eine abwertende Art religiöse Zugehörigkeiten mit bestimmten Nationalstaaten und geografischen Regionen in Verbindung gesetzt.

Jemand anderer wird ausgelacht, weil sie_er sonntags und an Feiertagen in die Kirche geht oder religiöse Veranstaltungen besucht.

Was kann ich dagegen tun?

Tipps! So kannst du gegen religiös-orientierte Menschenfeindlichkeit vorgehen:

  • Vermittlung von Grundkenntnissen über die betroffenen Religionen und Glaubensrichtungen, ihren Normen- und Werteorientierungen. Das Ziel ist Verschwörungstheorien zu dementieren und von religiös konnotierten Formen des Aberglaubens unterscheiden zu können.
Abwertung aufgrund körperlicher Merkmale (Lookismus)

Als Lookismus bezeichnet man die Abwertung und Marginalisierung aufgrund körperlicher Merkmale und von Aussehen (vom engl. look = Aussehen).

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Menschen werden oft aufgrund ihres Aussehens bewertet und nicht aufgrund dessen, was sie tun oder denken. Was als “schön” gilt, wird in unterschiedlichen Kulturen unterschiedlich aufgefasst. Und es ändert sich ständig. Was unsere Oma schön fand, muss für uns heute nicht mehr schön sein. Medien und soziale Netzwerke haben dabei einen großen Einfluss auf das, was wir als „schön“ und „ideal“ betrachten. Schönheitsideale werden etwa über Werbung, Fernsehen und Kino, Models oder Musikgruppen vermittelt.

Wir leben in einer Welt, die “Schönheit” – sei es jung, frisch, attraktiv, sauber, unbekümmert, gesund – einen großen Wert beimisst. Der Markt boomt vor lauter Kosmetik- und Modeprodukten, und es gibt unzählige Ernährungstipps und Schönheitsoperationen im Angebot.

Lookismus ist ganz eng mit anderen Formen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit verknüpft, wie etwa Rassismus, Sexismus, Diskriminierung aufgrund des Alters oder Feindlichkeit gegen Menschen mit Behinderungen. Eine scharfe Grenze kann man in dieser Hinsicht nicht ziehen.

Wie erkenne ich das?

Lookismus ist gesellschaftlich weit verbreitet und manifestiert sich in Form von Lästereien über das Aussehen anderer.

Abwertungen über Äußerlichkeiten gibt es in viele Richtungen: „Hey, du bist so . . . (fett, hässlich, abgewrackt oder ähnlich)“, „Hey, Pickelgesicht, Glatzkopf, Dumpfbacke . . .“. Dies findet sowohl im persönlichen Gespräch oder im Internet statt. Von Lookismus und Sexismus sind auch Frauen betroffen, welche aufgrund ihrer körperlichen Merkmale oftmals einen Karriere-Nachteil haben. Da gilt das Motto „schön ist dumm“.

Was kann ich dagegen tun?

  • Als allererstes muss das Problem als solches erkannt werden. Äußerlichkeiten sind manchmal zu bestimmend, dass es schwer ist, Lookismus auf den ersten Blick zu erkennen.
  • Niemand ist perfekt und unsere „Eigenheiten“ machen uns zu dem Individuum, das wir sind. Denn niemand ist wie jemand anderes. Du möchtest nicht aufgrund deines Aussehens beurteilt werden? Dann tu dies auch nicht bei anderen.
  • Wenn du bemerkst, dass jemand aufgrund von Lookismus in die Enge getrieben wird, weise darauf hin und versuche, das zu verhindern oder wende dich an eine Vertrauensperson.
Antisemitische Abwertung

Abwertungen gegen Jüdinnen und Juden werden meist als Antisemitismus bezeichnet.

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Dabei handelt es sich allerdings nicht nur um eine klassische Abwertung, wie der Rassismus oder eine Abwertung aufgrund von Religion. Antisemit_innen sehen Jüdinnen und Juden vielmehr als besonders mächtige und verschworene Gruppe an, gegen die sie kämpfen müssten.  In der Geschichte gab es verschiedene Formen des Antisemitismus. Im Christentum hat sich ein christlicher Antisemitismus herausgebildet, den man manchmal auch als Antijudaismus bezeichnet. In dieser Idee wird Jüdinnen und Juden der Vorwurf des „Gottesmordes“ gemacht. Die auf die Kreuzigungsgeschichte zurück gehende Idee, die Juden hätten Gott getötet, ist auch der Keim der Vorstellung von der „Allmacht“ der Juden. Mit der Entwicklung des Kapitalismus und des modernen Rassismus entstand dann der moderne Antisemitismus, der Jüdinnen und Juden als Rasse begriffen hat und diese mit dem Kapitalismus („reiche Juden“) in Zusammenhang bringt.

 

Wie erkenne ich das?

Antisemitische Einstellungen gründen zumeist auf Stereotypen, wie zum Beispiel das Bild “des reichen” Juden, Juden hätten zu viel Macht, ihr Einfluss auf die Finanzwelt sei zu groß, Juden würden den Holocaust für ihre eigenen Zwecke verwenden und vieles mehr. Das Bild des_r Jüd_in entwickelt sich im Antisemitismus zum generellen Feindbild, wobei es vor allem bedrohende „Verschwörungen“ und „Ausbeutungen“  abzuwehren gilt.

Andere bekannten Begriffe, die in Verbindung zu Antisemitismus stehen, sind der Hass auf Israel oder Holocaustleugnung.

Nach der Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden durch die Nazis und der Gründung des Staates Israels, hat sich der Antisemitismus teilweise wieder gewandelt und kommt nun auch in der Form der Leugnung der Vernichtung der Jüdinnen und Juden (Holocaustleugnung) oder in einem ausgeprägten Hass gegen Israel daher.

Was kann ich dagegen tun?

Tipps! So kannst du gegen Antisemitismus vorgehen:

Tritt entschieden dagegen auf, wenn Jüdinnen und Juden abgewertet werden oder verallgemeinernde Aussagen über „die Juden“ getroffen werden. Wehre dich gegen die Verharmlosung oder Leugnung der Massenvernichtung von Jüdinnen und Juden durch die Nazis oder die Verteufelung des Staates Israel. Selbstverständlich kann man die israelische Regierung genauso sachlich kritisieren wie jede andere Regierung auch. Ein Problem wird das aber, wenn nicht zwischen Regierung, Land und Bevölkerung unterschieden wird und von Israel anderes abverlangt wird als von anderen Staaten.
Wenn du Gerüchte über „die Juden“ hörst, dann bilde dich selbst weiter und versuche dir sachliche Informationen über das Judentum, die Geschichte der Jüdinnen und Juden und des Antisemitismus zu besorgen.

Ethnokulturelle Abwertung

Die ethno-kulturelle Abwertung richtet sich gegen Angehörige fremder Kulturen (Ethnien) oder gegen Mitglieder einer anderen nationalen Minderheit.

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Die Auslöser dieser menschenfeindlichen Haltung gegenüber Ausländerinnen und Ausländer oder Menschen anderer Herkunft sind zumeist Bedrohungsgefühle und generelle Angst vor Fremden. Zum Beispiel haben einige autochteone Österreicher_innen Angst, billigere Arbeitskräfte aus dem Ausland könnten ihnen die Arbeitsplätze wegschnappen oder als Arbeitslose zur Steuerlast werden. Die Angst der Mehrheitsbevölkerung fremder Kulturen gegenüber basiert meist auf Vorurteilen und unrichtigen Fakten über die Betroffenen sowie das Gefühl, die Kontrolle über das eigene Land sowie Regierungssystem zu verlieren. Physische oder nicht materielle Merkmale, die häufig als Anhaltspunkte ethnokultureller Abwertungen benutzt werden, sind Hautfarbe, Augenform, Sprache, Sitten, Bräuche, Kultur usw.

Studien belegen, dass durch die Abwertung der anderen Gruppen, ein Gefühl der Aufwertung innerhalb der eigenen Gruppe empfunden wird. Solche Abwertungen gibt es in verschiedenen Ländern und sie funktionieren immer ähnlich. Nicht nur in Europa gibt es Abwertungen gegen Menschen aus dem Nahen Osten, Asien oder Afrika oder gegen Roma und Sinti. Auch in der Türkei werden Kurd_innen und Armenier_innen abgewertet, in Serbien Albaner_innen oder in Russland Tschetschen_innen. Selbst Opfer von Abwertungen zu sein, bedeutet nicht, dass man nicht selbst auch andere abwerten kann.

Wie erkenne ich das?

Zu den speziellen Formen der ethnokulturellen Abwertung gehören:

  • Rassismus = Menschen werden aufgrund äußerlicher Merkmale (z.B. Augenform, Hautfarbe), die eine bestimmte Abstammung vermuten lassen, als „Rasse“ kategorisiert und diskriminiert
  • Xenophobie = bezeichnet die Fremdenfeindlichkeit als eine generelle ablehnende Lebenseinstellung gegenüber Menschen aus einem anderen Kultur-, Religions- oder sprachlichen Kreis
  • Antiziganismus = ähnlich wie der Antisemitismus, der ein bestimmtes Volk (die Juden) stigmatisiert, bezeichnet der Antiziganismus die Menschenfeindlichkeit gegenüber Roma, Sinti und anderen Menschengruppen, die von der Mehrheitsgesellschaft als „Zigeuner“ stigmatisiert werden.

Was kann ich dagegen tun?

Tritt offen dagegen auf, wenn jemand in der Öffentlichkeit andere Ethnien oder Kulturen abwertet. Informiere dich über die betroffenen Kulturen, ihre Sitten, Bräuche, Normen- und Werteorientierungen. Das Ziel ist es, falsche Fakten zu entlarven sowie die Bildung weiterer Vorurteile zu bekämpfen.

Abwertung aufgrund einer Behinderung

Menschen, die eine physische und/oder psychische Beeinträchtigung haben, haben häufig auch mit Diskriminierung und Marginalisierung zu kämpfen.

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Abwertende und feindselige Einstellungen richten sich einerseits gegen die Betroffenen (und auch gegen Angehörige) sowie gegen die daraus angeblich abgeleiteten Forderungen nach Unterstützung. Manche Menschen benutzen Begriffe wie „behindert“ oder „Spast“ als Schimpfworte. Selbst wenn diese nicht gegen Menschen mit Behinderungen verwendet werden, werten sie mit solchen Schimpfwörtern Menschen mit Behinderungen ab.

Wie erkenne ich das?

Im Falle von Behindertenfeindlichkeit oder engl. Ableism werden Menschen mit körperlicher oder geistiger Behinderung marginalisiert, mit mitleidigen Blicken, abfälligen Bemerkungen und sogar körperlicher Gewalt konfrontiert oder durch unterschiedliche Barrieren an ihren körperlichen oder geistigen Zustand erinnert (z.B. Barrieren in Gebäuden, Treppen, kein Aufzug, schmale Gänge, etc.).

Was kann ich dagegen tun?

  • Freundschaften entwickeln, eine wertschätzende Haltung annehmen, Talente erkennen, die jenseits der körperlichen oder geistigen Beeinträchtigung der Betroffenen bestehen. Außerdem ist es wichtig, sich über die sozialen, ökonomischen und logistischen Hindernisse, die Betroffene tagtäglich erleben, Gedanken zu machen.
  • Wenn in deiner Umgebung abschätzig über Menschen mit Behinderungen gesprochen wird oder abschätzige Begriffe als Schimpfworte verwendet werden, dann tritt dagegen auf.
Abwertung aufgrund des Alters

Die Diskriminierung aufgrund des Lebensalters bezeichnet man Ageism (engl.) und manifestiert sich meist, indem junge Menschen gegenüber älteren Personen bevorzugt werden. Dies kann beispielsweise im Falle einer Bewerbung für eine Stellenausschreibung passieren.

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Jüngere Kandidat_innen werden öfter zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen als ältere. Betroffenen wird das Gefühl vermittelt “nicht mehr” dazuzugehören.

Wie erkenne ich das?

Negative Konnotationen wie senil, leistungsschwach, krank, Kosten verursachend oder das allgemein negative Image, das das Altersstigma nährt, werden ebenfalls unbegründet mit einem höheren Alter in Verbindung gebracht. Ältere Menschen werden dadurch sowohl gesellschaftlich als auch ökonomisch benachteiligt – Menschen in der zweiten Lebenshälfte werden als „beschwerlich” und „nicht modern” bewertet. Sie haben wenig Chancen am Arbeitsmarkt, werden als Risikogruppe bei der Vergabe von Krediten oder Hypotheken durch Geldinstitute beurteilt und werden marginalisiert.

Am anderen Ende des Fadens findet Diskriminierung von Jüngeren oft beispielsweise im Kindergarten oder am Spielplatz statt. Jüngere Kinder dürfen bei den älteren nicht mitspielen, da sie „zu klein seien”. Kleine Kinder sind deswegen oft gekränkt. Allerdings löst sich dieses Problem mit dem Älterwerden.

Was kann ich dagegen tun?

  • Bewusstsein schaffen über Rechte von Kindern, Jugendlichen, Senior_innen und die Perspektiven verschiedener Altersgruppen ernst nehmen. Dazu gehört es auch, die Erfahrungen und das Wissen, das ältere Menschen besitzen, schätzen zu lernen. Es ist wichtig, Inklusion, Empowerment und Partizipation von Kindern, Jugendlichen und älteren Menschen zu fördern, lebenslanges Lernen zu ermöglichen und Verständnis für eventuelle Gebrechen aufzubringen.
Abwertung aufgrund der sozialen Herkunft

Die Umstände, aus denen wir stammen und unter denen wir aufwachsen, wo wir zur Schule gegangen sind, wie viele Sprachen wir sprechen, welche Berufe unsere Eltern und welche Ausbildung wir genossen haben, wie viel Geld uns zur Verfügung steht und weitere Faktoren bzw. soziale Merkmale, nehmen viel Einfluss darauf, wie wir leben und welche Chancen wir im Leben haben.

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Die Gesamtheit all dieser Merkmale nennt man „soziale Herkunft“ und hat einen großen Einfluss auf unsere Entwicklung und auf unseren Werdegang. Das heißt, was wir essen, wie wir uns bekleiden, welche Freund_innen wir haben, wie wir uns die Welt erklären und was wir als „normal“ betrachten. Dies wiederum beeinflusst, welche Möglichkeiten oder Schwierigkeiten unseren Lebensweg formen. Die verschiedenen Lebensweisen werden in unserer Gesellschaft sehr unterschiedlich auf- oder abgewertet. Feindselige Einstellungen gegenüber Menschen, die aufgrund ihrer sozialen Situation den Vorstellungen der Mehrheitsgesellschaft von einem geregelten, bürgerlichen Leben nicht entsprechen, nennt man Diskriminierung aufgrund sozialer Herkunft.

Wie erkenne ich das?

Das bedeutet so viel wie, jemanden schlecht behandeln, weil er in einer ärmeren Familie geboren wurde oder auslachen, weil die Person keine Markensachen trägt, oder in eine „schlechtere“ Schule geht, weil die Eltern sich keine bessere Ausbildungsstätte leisten können. Ein bekanntes diskriminierendes Wort im Zusammenhang mit der Abwertung aufgrund sozialer Herkunft ist „asozial“ oder „asi“.

Abwertung geschieht also, wenn Menschen aufgrund ihrer Lebenssituation herabgestuft werden, ohne dabei zu bedenken, wo sich die Gesellschaft ändern muss, um die Chancen auf ein freies Leben für alle zu erhöhen.

Opfer von Abwertung aufgrund der sozialen Herkunft/sozialer Merkmale sind oft:

  • Randgruppen, wie beispielsweise wohnungs- und obdachlose Menschen, Sexarbeiter_innen, aber auch:
  • Menschen mit Fluchterfahrung
  • sozial-ökonomisch Benachteiligte, wie ärmere Menschen oder Langzeitarbeitslose
  • Arbeiter_innen in prekären Anstellungsverhältnissen
  • Menschen mit Suchtproblemen

Was kann ich dagegen tun?

Bewusstsein schaffen über die Tatsache, dass Menschen und Familien, ihre Herkünfte und ihre Ausgangssituationen nicht alle gleich sind. Du kannst widersprechen, wenn jemand verspottet wird, weil die Person nicht das neuste Handy oder nicht genug Geld für einen Kinobesuch hat. Vielleicht kannst du auch deine Hilfe beim Lernen anbieten oder dir einmal nicht einen teuren Spaß leisten, sondern in der Gruft beim Essen austeilen helfen. Verstehe, dass gewisse materielle Güter und Chancen auf eine gute Ausbildung Privilegien sind, die nicht alle Menschen gleich genießen.

Warum wird abgewertet?

Quellen: Zick, Küpper, & Hövermann. (2011). Die Abwertung der Anderen. Eine europäische Zustandsbeschreibung zu Intoleranz, Vorurteilen und Diskriminierung. Friedrich-Ebert-Stiftung; Heitmeyer. (2002-2001). Deutsche Zustände, Folge 1-10, Suhrkamp.

Selbst erfahrene Ausgrenzungen, Ungleichbehandlung & Diskriminierungen
Hierzu ein Beispiel: Als Antwort auf gemeinsame Diskriminierungserfahrungen versuchen Angehörige ethnischer Gruppen durch wechselseitige Unterstützung und Belebung einer Gruppenkultur, ihre Gruppe und ethnische Kultur zu stärken. Die Stärkung der ethnischen Gruppe wird Teil des Widerstandes gegen Diskriminierung. Viele Theorien zu Abwertung basieren auf der Annahme, dass erfahrene Benachteiligung dazu führen kann, selbst andere abzuwerten, um wieder ein positives Selbstbild zu erhalten.

Desintegrationserfahrungen, wie zum Beispiel das Gefühl politisches Engagement sei sinnlos, haben einen erheblichen Einfluss auf die Abwertung schwacher Gruppen innerhalb einer Gesellschaft.

Neben der nationalen & ethnischen Identifikation kann das Gefühl, sich nirgendwo richtig Zuhause zu fühlen bzw. nirgendwo richtig dazuzugehören, Abwertungen beeinflussen.

Identifikation mit einer Nation hat eher einen fördernden Effekt auf Abwertung als z. B. sich als Weltbürger_in oder Europäer_in zu fühlen

Dass Bedrohungsgefühle Abwertungen generieren, trifft auch auf Minderheiten zu
Zunehmende Islamfeindlichkeit in westlichen Ländern spielt eine Rolle: von manchen Menschen mit muslimischem Hintergrund wird die Islamfeindlichkeit als Bedrohung wahrgenommen und provoziert mitunter starke Gegenreaktionen

Angst & Unsicherheit sind wesentliche Auslöser (Trigger) für gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
Bedrohungsgefühle durch Zuwanderung sind innerhalb der Mehrheitsbevölkerung ein starker Auslöser für die Abwertung dieser Gruppe

Fehlen richtiger Perspektiven zur Eingliederung in die erwachsene Gesellschaft durch Arbeit & Teilhabe

Ökonomische Benachteiligung

Zukunftserwartungen & Sorgen jugendspezifischer Aufgaben (positiver Schulabschluss, Jobsuche, etc.)

Gefühle von Benachteiligung vs. reale Deprivation

Verlust der „Definitionsmacht“ über ‚richtig’ und ‚falsch’, mit dem beispielsweise religiöse Menschen konfrontiert sind, kann als Bedrohung erlebt werden – Gefühl, die Kontrolle zu verlieren, Orientierungslosigkeit & Normenverlust!

Nationalität spielt eine Rolle

Obwohl Religionen gerne als moralische Instanz für Fragen der Menschenwürde und als Anleitung für gutes Handeln präsentiert werden, scheint Religiosität Abwertungen eher zu verstärken als davor zu schützen. Religionen, aber vor allem Ideologien, können ein idealer Grundstein für abwertende Einstellungen sein, da sie zu starken Dichotomien wie gut/böse, Himmel/Hölle, rein/unrein, etc. neigen und damit ein vereinfachtes Weltbild mit niedriger Ambiguitätstoleranz vermitteln.

Hate Groups im Netz

(QUELLE: „Geh sterben!“ Umgang mit Hate Speech. 2015. Amadeu Antonio Stiftung.)

Hass und Gewalt im Netz sind leider thematische Dauerbrenner. Für viele, die sich online feministisch, antirassistisch oder anderweitig aktivistisch engagieren, werden Gewalterfahrungen im Netz zur ungewollten Routine bis hin zum anstrengenden Alltag. Spricht man mit Leidensgenoss_innen darüber, gibt es unterschiedliche Ansätze, wie man mit Hass und Gewalt umgehen soll, die einem in Kommentarspalten, auf Twitter, in Blogs oder anderen Bereichen des Netzes entgegenschlagen können.

Manchen hilft es, transparent zu machen, was ihnen passiert, um sich Luft zu schaffen oder nach Hilfe zu fragen. Andere wiederum fahren gut damit, sich von außen Unterstützung beim Abblocken von Angriffen und beim Aufbau einer Schutzblase zu holen. Wieder anderen fehlt es an Ressourcen dafür: Sie bleiben lieber still, ziehen sich zurück oder ertragen den Hass im Netz stumm. Erfahrungsgemäß gibt es zwar Tendenzen dafür, was ein hilfreicher oder konstruktiver Umgang mit Hass ist; letztendlich muss jede_r Betroffene allerdings für sich selbst entscheiden, was ertragbar ist und wie die persönliche Self Care aussieht. Dabei kann ein Verhalten, das der Bewegung insgesamt nützt (etwa das Ignorieren aller Angriffe), für die Einzelperson schlimme Folgen haben. Aktivist_innen sind somit nicht nur mit den Anfeindungen selbst belastet, sondern auch mit den Erwartungen Dritter, sich als Vertreter_innen z.B. des Feminismus richtig verhalten zu müssen.

Umso wichtiger scheint es, sich die Mechanismen von Hate Groups genauer anzusehen. Die Wissenschaftlerin Jennifer Allaway klassifizierte 2014 unter Zuhilfenahme des Rahmenwerks von Linda Woolf und Michael Hulsizer „Hate Groups for Dummies: How to Build a Successful Hate Group“ die frauenfeindliche #Gamergate-Bewegung als HassGruppe. Das Ziel der Hetzkampagne von #Gamergate: Frauen, die sexistische Darstellungen in Videospielen angeprangert haben. Analog zum Untersuchungsdesign von Woolf und Hulsizer lassen sich nun verschiedene Schritte identifizieren, wie Hass-Gruppierungen im Netz agieren: 1. Führung 2. Rekrutierung 3. Sozio-psychologische Techniken und 4. Entmenschlichung. Auch in Deutschland lassen sich diese Schritte beobachten. Die Studie der Heinrich-Böll-Stiftung „Die antifeministische Männerrechtsbewegung: Denkweisen, Netzwerke und Online-Mobilisierung“ (2012) liefert wichtige Informationen zu den Funktionsweisen von antifeministischem Hass im Netz. So können Hate Groups im Netz vorgehen:

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Agitation und Führung

Agitation steht für die meist aggressive Beeinflussung anderer in politischer Hinsicht, vergleichbar mit Hetze oder Propaganda. Der Hass-Gruppe geht es in diesem Zusammenhang um langfristige Ziele: Die Führung hat einen guten Überblick über die aktivistische Szene und versucht gezielt mit Behauptungen und Verleumdungen dem aktivistischen Ziel zu schaden. Persönliche Angriffe auf Aktivist_innen finden von ihnen immer im Kontext der Bewegung statt. Von außen ist es erst einmal schwierig, eindeutige Anführer zu erkennen, da das Netz viel Anonymisierungspotenzial bietet. Durch Studien wie die der Böll-Stiftung wissen wir aber, dass Männerrechtsbewegungen zumindest rechts offen sind. Zu den Zielen von strategisch denkenden Anführern antifeministischer Gruppen gehört immer auch, Aktivist_innen langfristig verstummen zu lassen (Silencing).

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Rekrutierung

Während die Agitatoren – vergleichbar mit Hetzern oder Anstiftern – mit Verleumdungen und gezielten Desinformationen („Der Feminismus will Männer unterdrücken“ etc.) den misogynen Nährboden bereiten, werden in der Rekrutierung nun Menschen an Bord geholt, die sich vom aktivistischen Engagement bedroht, überholt oder ignoriert fühlen. Die Hass-Gruppierung macht es für sie sozial akzeptabel und sicher, sich antifeministisch, rassistisch oder schlicht persönlich beleidigend zu äußern. Dadurch, dass die Agitation oft in vermeintlich sachlichem Tonfall stattfindet, erfahren Aufspringende eine Legitimation und Kanalisation ihres Frusts. Je mehr rekrutiert werden, desto mehr Legitimation erfährt die Bewegung – so falsch kann es ja nicht sein, wenn sich viele beteiligen. Durch diese Rekrutierungsstrategien gewinnen Hass-Gruppen eine kritische Masse, die im nächsten Schritt dazu führt, dass die Betroffenen von Hass überrollt werden.

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Sozio-psychologische Techniken

In der Phase der Propaganda wird die Gruppenidentität geprägt. Das Feindbild wird erschaffen: Aktivist_innen mit vermeintlich unehrbaren Absichten. Die Hass-Gruppe weiß genau, warum sich manche feministisch engagieren („Geld“, „Aufmerksamkeit“, „Hass auf Männer/Deutsche/Weiße“). Es geht nun darum, sie zu „entlarven“. Das ist auch der Punkt, an dem Informationen zusammengetragen werden, die das Netz über die im Visier stehenden Personen bietet. Insbesondere Frauen werden psycho-analysiert: Von missglückten Karrieren über unglückliche Beziehungen bis hin zu einem angedichteten schlechten Sexleben gibt es die absurdesten Theorien über die Hintergründe ihres Engagements. Das eigene Privatleben in derart ekelhafter und falscher Weise öffentlich diskutiert zu sehen verletzt und zermürbt Aktivist_innen. Mit dieser Strategie geht es der Hass-Gruppe zudem darum, sich selbst als im Vergleich „pure“ Vereinigung mit ehrbaren Absichten darzustellen.

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Entmenschlichung

Nun bekommen all jene ihren Auftritt, die eine große Wut im Bauch verspüren: auf alle, die sie und ihre Privilegien bedrohen, auf die Welt, auf Frauen, auf Schwarze – die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Wie in die Ecke getriebene Tiere beißt die derart angewachsene Hass-Gruppe um sich. Attacken werden vollkommen unberechenbar und reichen von Beschimpfungen über Drohungen bis hin zu Stalking. Die Wut entlädt sich – und das nach Empfinden der Hass-Gruppe auch vollkommen zu Recht. Schließlich sind es ja „nur Feminist_innen und Aktivist_innen“, die hier verletzt werden. Erst, wenn die Betroffenen aufhören, sich zu engagieren oder in ihrem Engagement aufhören zu existieren, ist das Ziel erreicht. Dass dahinter Menschen stecken, wird verdrängt. Die beschriebenen Phasen überlagern sich, finden parallel statt, wiederholen sich. Auch wenn hier kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben wird, liefert das beschriebene Rahmenwerk doch gute Anhaltspunkte, um die Gruppierungen hinter den Hasswellen im Netz zu verstehen. Es handelt sich eben nicht um zufällige Vorkommnisse, sondern vielmehr um organisierte und geplante Aktionen. Das zu verstehen ist gerade für Dritte wichtig, die allzu häufig den Devil’s Advocate [1] spielen wollen oder für die jene Kräfte zehrenden Kämpfe im Netz lediglich amüsante bis interessante Ereignisse sind. Solidarität, Vertrauen und Unterstützung bieten hier wichtige Ressourcen für Aktivist_innen, für die das Hinterfragen der eigenen Handlungen vor der Kulisse immerwährender Hasswellen traurige Realität ist.

[1] Anmerkung: Die Rolle des Advocatus Diaboli oder Anwalt des Teufels bezeichnet die Strategie, in einem Streit zunächst ganz bewusst die Position seines Gegners einzunehmen, um diese schließlich trotzdem zu widerlegen.

Thumb-Down-500x500

Das Internet ist voller Trolle

Es wirkt, als gäbe es zigtausende Hater oder Unterstützer_innen für Hater. In Wirklichkeit stecken oftmals aber deutlich weniger Menschen mit vielen Accounts und Bots (= Computerprogramm, das weitgehend automatisch sich wiederholende Aufgaben abarbeitet, ohne dabei auf eine Interaktion mit einem_r menschlichen Benutzer_in angewiesen zu sein) dahinter. Man darf sich also nicht einfach durch pure like/follower-Zahlen blenden lassen. Hinter diesen sogenannten koordinierten Hate Speech-Kampagnen stecken weitaus weniger User_innen (um die 1%) als es auf den ersten Blick aussieht.

Nützliche Quellen

Profil.at: Trolle: Die Hass-Animateure

derstandard.at: Trollfabrik aufgeflogen: Politische Werbung mit Fake-Postings

Bücher von Ingrid Brodnig:

– „Der unsichtbare Mensch. Wie die Anonymität im Internet unsere Gesellschaft verändert“ (behandelt Schattenseite  der Namenlosigkeit im Netz)

– „Hass im Netz“ (erklärt, was wir als Gesellschaft gegen Hasskommentare, Mobbing und Lügengeschichten tun können)

– „Lügen im Netz“ (politische Manipulation im Netz)

Welche Auswirkungen

haben Abwertungen?

Herabwürdigende Bemerkungen wie „Du bist langweilig”, „Ausländer raus”, „Mädchen sind schwach”, „Arbeitslose sind Sozialschmarotzer”, „Muslime sind Extremisten” und so weiter basieren auf Vorurteilen und Stereotypisierungen und führen dazu, dass sich das Gegenüber als Person insgesamt abgewertet fühlt. Betroffen von Abwertungen sind oft Kinder, Schüler_innen und junge Erwachsene. Auch Personengruppen wie Frauen, Ältere, Personen mit körperlicher oder psychischer Beeinträchtigung, Suchtkrankte, Arbeitslose, Asylsuchende oder Menschen mit Migrationshintergrund kämpfen situationsbedingt mit abwertenden Haltungen mancher Mitmenschen.

Für das einzelne Individuum sind Abwertungen mit psychischen Belastungen, Erniedrigungen, Demütigungen und Stigmatisierung verbunden. Nicht selten übernehmen junge Betroffene sukzessive die ihnen zugewiesene Rolle, was letztlich zur Verfestigung eines negativen Selbstbildes führt und weitere Demütigungen nach sich zieht.
Auf struktureller Ebene, also bezogen auf unterschiedliche Menschengruppen, wirkt sich Abwertung so aus, dass Menschen mit bestimmten Merkmalen nicht dieselben Chancen in wichtigen gesellschaftlichen Bereichen haben wie Menschen ohne diese Merkmale. Zum Beispiel haben Personen, die älter als 50 Jahre alt sind, deutlich mehr Schwierigkeiten eine Arbeitsstelle zu bekommen als jüngere. Dies wird z.T. aus statistischen Erhebungen deutlich. Die negative Diskriminierung, die dadurch offengelegt wird, findet gruppenbezogen statt, ohne dass dabei konkrete Täter_innen identifiziert werden können. 

Abwertung oder Diskriminierung wird zu einem gesamtgesellschaftlichen Problem, wenn ohne Bezug zu einer konkreten Situation, ohne statistische Daten und basierend auf Vorurteilen bestimmte Klischees und Zuschreibungen bezüglich Menschen mit bestimmten Merkmalen immer wieder und fortlaufend verbreitet werden. Zum Beispiel: Männer denken analytisch; Frauen sind emotional; Arbeitslose sind Sozialschmarotzer, Asylsuchende auch. Diese und viele andere Klischees werden im Alltag, in Medien sowie im gesellschaftlichen Mainstream reproduziert und zementiert.

Einzelne Abwertungen sind Teil eines umfassenden diskriminierenden Systems, das auf mehreren Ebenen funktioniert:
Individuelle Ebene: Zwei Personen kommunizieren miteinander und die eine Person wird von der anderen Person im Zusammenhang mit einem der genannten Merkmale benachteiligt (z.B. eine sexistische Beleidigung, eine rassistische Jobverweigerung, ein homophober „Witz“).
Strukturelle Ebene: Menschen mit bestimmten Merkmalen haben nicht dieselben Chancen in wichtigen gesellschaftlichen Bereichen wie Menschen ohne diese Merkmale. Dies wird z.T. aus statistischen Erhebungen deutlich und legt Diskriminierung offen, ohne dass gleichzeitig auch konkrete Täter_innen identifiziert werden können.
Gesamtgesellschaftliche Ebene: Ohne Bezug zu einer konkreten Kommunikationssituation und ohne statistische Daten existieren bestimmte Klischees und Zuschreibungen in Bezug auf Menschen mit bestimmten Merkmalen. Männer denken analytisch oder Frauen sind emotional. Diese und viele andere Klischees werden nach wie vor reproduziert und verfestigen damit Diskriminierung. Diskriminierung ist auch der Überbegriff für die verschiedenen Unterdrückungssysteme Sexismus, Rassismus, Klassismus, Homophobie, Antisemitismus oder Islamophobie.

Auswirkungen von Abwertungen auf ein Individuum

Abwertungen sind auf persönlicher (individueller) Ebene diskriminierend. Sie führen systematisch und schrittweise zu:

  • Passivität des Opfers und Außenstehen
  • Vorurteilen (welche die Urteilskraft jener, die Vorurteile haben, trüben können)
  • Hoher psychischer Belastung für die Betroffenen
  • Erniedrigung und Demütigung der Betroffenen
  • Hilflosigkeit und Isolation, Verlust der Situationskontrolle
  • Stigmatisierung und Viktimisierung
  • Stresserkrankungen, Angsterkrankungen (Phobien), depressiven Erkrankungen bis hin zu einem erhöhten Suizid-Risiko
  • erheblichen sozialen Stresssituationen, wie zum Beispiel die Angst der Betroffenen vor weiterer Eskalation der Übergriffe durch die Täter_innen
  • niedrigem Selbstwertgefühl, negativem Selbstbild
  • Ablehnung und Abwertung eines Elements der eigenen Identität

Bei Gegenreaktion können Betroffene Hassgefühle, Rachsucht, Aggressivität, Unfreundlichkeit entwickeln. Oft übernehmen junge Betroffene sukzessive die ihnen zugewiesene Rolle, was letztlich zur Verfestigung eines negativen Selbstbildes führt und weitere Demütigung nach sich zieht. Dies ist ein Fall von Selbstanpassung an die bestehende Situation und an die Abwertung. Schließlich können Vorurteile zur selbsterfüllenden Prophezeiung werden. Wem ständig vorgeworfen wird, er wolle sich nicht anpassen, und wer unabhängig von der eigenen Anstrengung immer wieder wegen seines Aussehens oder Namens als integrationsunwillig bezeichnet wird und dadurch auf Schwierigkeiten stößt, der gibt irgendwann auf und wendet sich tatsächlich ab.

Auswirkungen von Abwertungen auf die Gesellschaft

Abwertung oder Diskriminierung wird zu einem gesamtgesellschaftlichen Problem, wenn ohne Bezug zu einer konkreten Situation, ohne statistische Daten und basierend auf Vorurteilen, bestimmte Klischees und Zuschreibungen in Bezug auf Menschen mit bestimmten Merkmalen immer wieder und fortlaufend verbreitet werden. Zum Beispiel: Männer denken analytisch; Frauen sind emotional; Arbeitslose sind Sozialschmarotzer und Asylsuchende auch. Diese und viele andere Klischees werden im Alltag, in den Medien und im gesellschaftlichen Mainstream reproduziert und zementiert.

Der Gesamtgesellschaft geht mit Abwertungen etwas verloren, nämlich die Perspektiven, die Ideen und Beiträge, der von Marginalisierung betroffenen Gruppen sowie das Potenzial, neue Synergien entstehen zu lassen. Das kann durchaus ganz handfeste soziale, ökonomische, kulturelle Konsequenzen haben. Studien zur Vielfalt in Arbeitsteams verweisen darauf, dass heterogene Teams zu innovativeren Lösungen kommen als homogen besetzte Teams, was insbesondere bei anspruchsvolleren Aufgaben zum Tragen kommt. Wirtschaftlich betrachtet, wäre eine weitere Folge die Abwanderung mancher hochqualifizierter ausländischer Fachkräfte aufgrund von Ausländerfeindlichkeit, Rassismus und/oder Homophobie. Weitreichende Folgen von Abwertungen und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit können aber auch sozialer Protest, Unruhen und Aufstände bis hin zum Bürgerkrieg sein, wenn diejenigen, die ausgegrenzt werden, sich nicht mehr länger ausgrenzen lassen wollen und mehr Gleichwertigkeit einfordern.

Abwertungen aus der Perspektive der Täter_innen

Die Rolle oder das Ziel von Abwertungen aus der Perspektive der Täterinnen und Täter stellt ein komplexes Gefüge aus persönlichen, intrinsischen (von uns selbst kommenden) und extrinsischen (von außen bzw. jemandem anderen kommenden) Motivationen dar. Hier eine Auflistung möglicher (Hinter-)Gründe für abwertende Haltungen:

  • möchten Misstrauen gegenüber anderen Gruppen fördern
  • dienen zur Abgrenzung von anderen
  • stärken die eigene Bedeutsamkeit und das Selbstwertgefühl der Täterinnen und Täter
  • schaffen Bindungen untereinander (wir gegen die anderen); dies führt zu einem verstärkten Gefühl der Gruppenzugehörigkeit
  • stärken die Zusammengehörigkeit und das Vertrauen in der eigenen Gruppe: Die Abgrenzung zu den ‚Anderen‘ bietet zugleich eine Stärkung des ‚Wir-Gefühls‘, aus dem sich ein größerer Zusammenhalt und Vertrauen in der eigenen Gruppe speist
  • die Abwertung der ‚Anderen‘ dient dann der bequemen Aufwertung der eigenen Gruppe und damit verbunden der positiven sozialen Identität des Individuums
  • man kann sich als Angehörige einer im Vergleich positiv bewerteten sozialen Gruppe umso besser fühlen, je schlechter die jeweils anderen dargestellt werden
  • bieten Kontrolle und einen Bezugsrahmen für die soziale Ordnung
  • helfen beim Ausbau von Hierarchien
  • legitimieren Hierarchien
  • bieten durch Vorurteile einfache Erklärungen für komplexe Situationen und ermöglichen somit simple Schuldzuweisungen

Dabei ist immer zu bedenken, dass Abwertungen nicht nur Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen haben, sondern auf das gesamtgesellschaftliche Klima. Abwertungen können auf struktureller Ebene zur öffentlichen Meinungsbildung beitragen. Abwertungen führen zu Diskriminierung und fördern Hass, Aggressionen, Gewalt und Kriminalität innerhalb einer Gesellschaft und können in weiterer Folge eine menschenrechtliche Bedrohung darstellen.

Wieso greifen andere nicht ein?

Die Befürchtung, selbst Opfer von Abwertung zu werden, verhindert oft ein aktives Eingreifen durch außenstehende Mitschüler_innen, Freund_innen oder Kolleg_innen. Nichteingreifen kann die abwertende Haltung verstärken! Durch das passive Nichthandeln lernen die Täter, dass Abwerten, Schikanieren, Stereotypisieren, etc. durch Schaulust oder Stillschweigen belohnt statt sanktioniert wird.

Extremismus

Als Radikalisierung wird jener Prozess beschrieben, der zu (gewalttätigem) Extremismus führt.
Zunächst bedeutet Radikalismus, dass eine radikale Änderung der Gesellschaft angestrebt wird.
Mehr dazu kannst du hier erfahren:

Was ist Extremismus?

Das Bundesweite Netzwerk Extremismusprävention und Deradikalisierung definiert Extremismus folgendermaßen: „Der Begriff Extremismus stammt vom lateinischen Wort „extremus“ ab und bedeutet „äußerst“. Extremismus bezeichnet daher eine „zum Äußersten“ hin gerichtete politische, religiöse oder weltanschauliche Einstellung. Eine totale Veränderung des gesellschaftlichen Ordnungssystems wird angestrebt. Dabei ist die Anwendung von Gewalt und Zwang im Extremismus ein legitimes Mittel zur Zielerreichung.“ [1]

Extremismus ist kein Begriff, der sozialwissenschaftlich eindeutig definiert ist. Häufig wird in Extremismus-Definitionen der Gegensatz von Extremismus und demokratischen Grundwerten wie etwa den Menschenrechten vorgebracht und Extremismus am Rande der Gesellschaft verortet. Damit gehen jedoch einerseits Unterschiede zwischen extremistischen Ideologien verloren und andererseits werden extremistische und abwertende Einstellungen in der Mitte der Gesellschafft vernachlässigt.

Welche Werte und Ideen einer Gesellschaft konträr gegenüberstehen, ist zudem abhängig vom historischen, politischen und sozialen Kontext. So galten etwa die Abschaffung der Sklaverei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts oder die Einführung des Frauenwahlrechts in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Kontext ihrer Zeit als radikal und extremistisch.

[1] Österreichische Strategie Extremismusprävention und Deradikalisierung. Bundesweites Netzwerk Extremismusprävention und Deradikalisierung. 2018. https://www.bvt.gv.at

Wie wird man extremistisch?

Niemand wird von heute auf morgen zum_zur Extremist_in. Dies sind immer Prozesse, die länger oder kürzer verlaufen können und die selten linear verlaufen. Solche Prozesse haben verschiedenste Ursachen. Folgende Gemeinsamkeiten können jedoch in den meisten Fällen festgestellt werden:

1. Bereitschaft für die Annahme extremistischer Ideologien, hervorgerufen durch Erfahrungen von Unmut, Konflikt, Unzufriedenheit; es kann sich sowohl um einen individuellen Identitätskonflikt handeln als auch um soziale, gesellschaftliche Faktoren wie Diskriminierung, Rassismus, politische oder soziale Spannungen

2. Einbindung in Sozial- und Gruppenprozesse, Erfahrung einer „solidarischen Gemeinschaft“

3. Annahme einer extremistischen Ideologie: Identifikation von Schuldigen, Konstruktion von „Wir“ und „die Anderen“[1]

[1]  Vgl. Neumann Peter: Radikalisierung, Deradikalisierung und Extremismus. 2013. http://www.bpb.de/apuz/164918/radikalisierung-deradikalisierung-und-extremismus?p=all

Was macht extremistische Gruppierungen für Jugendliche und junge Erwachsene attraktiv?

Anerkennung und Gemeinschaft

Wissenschafter_innen und Praktiker_innen sind sich einig, dass Zugehörigkeit ein wesentliches Angebot extremistischer Gruppierungen darstellt. Die Zugehörigkeit zu einer „solidarischen“ Gemeinschaft und die vermeintliche moralische Überlegenheit stärken das Selbstwertgefühl. Die Abwertung anderer Gruppen suggeriert zusätzlich Sicherheit, Stärke und Macht. Extremist_innen benutzen Anerkennung und Zuspruch um Menschen, vor allem auch Jugendliche, an sich/an die Ideologie zu binden.

Orientierung und Sicherheit

In der Zeit des Erwachsenwerdens gehört es dazu, sich von anderen, zum Beispiel den Erwachsenen, abzugrenzen und andere abzuwerten. Die Suche nach Wahrheit und Orientierung ist in dieser Phase ganz normal. Extremistische Gruppierungen greifen diese Bedürfnisse auf. Sie geben einfache, klare Antworten auf sehr umfassende und komplizierte Fragen. Das Weltbild extremistischer Gruppierungen, das klar zwischen richtig und falsch, Gut und Böse unterscheidet, macht es leichter, das Gefühl zu haben, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben und sein Leben selbst in die Hand nehmen zu können.

Provokation und Protest

Abgrenzung von den Eltern ist wichtig, um sich von seiner Kindheit verabschieden zu können. Protestverhalten und Rebellion sind dabei zentral. Extremistische Gruppierungen bieten vielfältige Möglichkeiten an Provokation. Wut und Frustration können ausgelebt werden.

Wie nutzen Extremist_innen Abwertungen?

Soziale Gruppen grenzen sich durch bestimmte Merkmale von anderen ab und entscheiden so, wer dazugehört und wer nicht. Das hilft uns dabei, eine sehr komplexe, sich ständig verändernde Umwelt begreifbar und kontrollierbar zu machen.

Es passiert jedoch häufig, dass Gruppen sich vor allem darüber definieren, was sie nicht sind und wer nicht teilnehmen darf anstatt über die eigentlichen Ziele. Für Extremist_innen bedeutet dies, dass alle, die nicht zu der von ihnen definierten Gruppe gehören, potenzielle Feinde sind.

Extremist_innen erkennen nicht bzw. ignorieren, dass unsere Welt zu vielschichtig ist, um sich in einfache Gegensatzpaare wie z.B. Freund_in/Feind_in oder Gut/Böse teilen zu lassen.

Um zu erklären, warum „die Anderen“ böse sind und warum man sie mit allen Mitteln bekämpfen und töten muss, spielen Abwertungen eine wichtige Rolle. Abwertungen werden hier auf zwei verschiedene Arten genutzt:

  1. Die Opferrolle: Man selbst wird unterdrückt und ungerecht behandelt. Man wird durch unterschiedliche Herangehensweisen abgewertet z.B. Benachteiligung in der Schule, im Job, bei Sozialleistungen oder am Wohnungsmarkt.
  2. Das Feindbild: Die Anderen werden z.B. als fehlgeleitet, schwach, genetisch minderwertig oder einfach als böse (das genügt oft schon) beschrieben und abgewertet. Dabei kommt es meistens zu Kombinationen von den weiter oben beschriebenen Abwertungsformen.

Um Taten wie Mord als erlaubte Mittel rechtfertigen zu können, müssen die Feinde zuvor erst entmenschlicht werden. Das bedeutet, dass sie soweit entfremdet und abgewertet werden, also als so böse beschrieben werden, dass die Gruppenmitglieder sie nicht mehr als Menschen mit Gedanken, Gefühlen, Wünschen und Ängsten wahrnehmen, sondern lediglich als Marionetten des großen Feindes, der vernichtet werden muss. Tier- und Ungezieferbezeichnungen (z.B. Ratten, Läuse, etc.) für Gruppen von Menschen mit bestimmten Merkmalen sind ein deutliches Anzeichen dafür, dass hier eine extremistische Gruppe versucht, sie zu entmenschlichen. So können selbst schlimmste Taten innerhalb der Gruppe akzeptiert und gerechtfertigt werden.

Ein weiteres wichtiges Element mit dem Extremist_innen arbeiten, ist Angst. Ängste lassen Menschen leichter zu extremen Handlungen greifen, ein Grundinstinkt, um unser Leben zu schützen.

Wie erzeugen Extremist_innen Angst? Sie erzeugen Ängste durch ständige Wiederholung einer einfach gestrickten Geschichte vom Kampf Gut gegen Böse in der die eigene Gruppe (die Guten) durch eine oder mehrere andere Gruppen (die Bösen) bedroht wird. Diese Geschichte wird laufend neu erzählt und alle Ereignisse werden mit dieser Geschichte verknüpft. Reale Ereignisse werden so schnell Teil einer großen Verschwörungstheorie. Ein allgegenwärtiges und mächtiges Feindbild erzeugt besonders viel Angst.

Zwei Formen von Extremismen – ein Beispiel

Rechtsextremismus und jihadistischer Extremismus werden vom österreichischen Verfassungsschutz derzeit als besonders demokratiegefährdend eingeschätzt. Die folgende Gegenüberstellung soll dazu dienen, die ideologischen Grundprinzipien zu beschreiben.

 

 

Diese Gegenüberstellung zeigt nur einen sehr kleinen Ausschnitt der beiden Extremismen. Beide Extremismen bestehen aus einer unzähligen Ansammlung an Gruppierungen, Bewegungen und Meinungsführern die einzelne der beschriebenen Punkte unterschiedlich deutlich auslegen und unterschiedliche Erklärungsansätze bieten. Eine zentrale Gemeinsamkeit ist jedoch die Ablehnung von allgemeingültigen Menschenrechten für alle Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, Hautfarbe, Religion, sozialer Stellung und ihrem Geschlecht. Eine weitere wichtige Gemeinsamkeit ist der wechselseitige Bezug auf die beiden Extremismen. So nützen beide Seiten Anschläge, Drohungen und Verschwörungstheorien der jeweils anderen Seite, um ihr Feindbild weiter zu schärfen, Ängste zu schüren und weitere Anhänger für die eigene Sache zu rekrutieren.

Warum sind Abwertungen im Kontext von Extremismus so gefährlich?

Niemand wird über Nacht zum_zur Extremist_in. Es ist eine Vielzahl unterschiedlicher Erfahrungen, die über kurze oder längere Zeit zu immer extremer werdenden Ansichten führen können. Die Beratungsstelle Extremismus führt an, dass es keine einfachen Antworten, keinen Katalog an Eigenschaften gibt, den es abzuhaken gilt, um Radikalisierung feststellen zu können. Erfahrung von Abwertung, Diskriminierung und Ausgrenzung können aber dazu beitragen, dass sich Personen radikalisieren bzw. von Extremist_innen gezielt radikalisiert werden.

Abwertungen, egal ob sie innerhalb der Familie, der Schule, im Beruf oder bei zufälligen Begegnungen auf der Straße stattfinden, tragen in jedem Fall zu einer feindseligeren Gesellschaft bei, in der das wechselseitige Vertrauen aller Bürger_innen in einander wie auch in ihre Institutionen immer weiter sinkt. Dieses sinkende Vertrauen führt im Gegenzug zu steigenden Ängsten (z.B. selbst ausgegrenzt zu werden, den Job zu verlieren, tätlich angegriffen zu werden). Genau diese Ängste machen es Extremist_innen leicht unsere Gesellschaft zu spalten, um ihre eigenen Ideen von Ungleichheit und Gewalt zu verwirklichen.

Wir alle können mit unseren Handlungen täglich dazu beitragen diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, in dem wir gegen Abwertungen auftreten, selbst nicht abwertende Handlungen setzen und jenen zur Seite stehen die Abwertungen erfahren.

Was kennzeichnet extremistische Gruppierungen?

Es gibt eine große Anzahl an Abstufungen von extremistischen Gruppen, speziell jene, die Nachwuchs rekrutieren wollen, stellen sich nach außen hin oft als harmloser Verein oder Interessensgruppierung dar. Jedoch werden bei näherer Betrachtung oft folgende Merkmale (in Variationen und mit unterschiedlich ausgeprägter Intensität) erkennbar.

  • Die totale Überlegenheit einer Gruppe über alle anderen steht im Mittelpunkt.
  • Gewalt und sogar Mord sind legitime Mittel zur Erreichung der Gruppenziele.
  • Menschen mit bestimmten Merkmalen (z.B. bestimmte Hautfarbe, Herkunft, Religion) sind automatisch Feindbilder und werden entmenschlicht dargestellt (haben keine Seele, keine Gefühle, keine Menschenrechte) und werden auch sprachlich abgewertet (z.B. als Ungeziefer bezeichnet).
  • Es werden sehr einfache Erklärungsmodelle angeboten, wie unsere Welt funktioniert. Es gibt nur zwei Ausprägungen z.B. Freund_in/Feind_in, Gut/Böse. Für Abstufungen ist kein Platz. Wer nach Abstufungen fragt, wird sofort als potenzielle_r Feind_in betrachtet.
  • All jene, die nicht Teil der Gruppe sind, werden automatisch zu potenziellen Feinden.
  • Die Gruppe beschreibt sich selbst als Opfer und stellt sich stets in einer Situation großer Gefahr bzw. Bedrohung durch den großen „Feind“ dar.
  • Bestehende soziale Kontakte zu Freund_innen und Familie und allen, die vielleicht anders denken, sollen abgebrochen werden.

Wie erkenne ich ob jemand in meinem Umfeld in das Fahrwasser extremistischer Gruppen kommt?

Die Beratungsstelle Extremismus hat dazu einige Punkte zusammengestellt, jedoch muss gesagt werden, dass es keine Checkliste von Anzeichen, die auf eine extremistische Geisteshaltung schließen lassen, gibt. Folgende Verhaltensweisen können jedoch auf eine Entwicklung in diese Richtung hinweisen:

  • Er_Sie ändert seine_ihre Lebensweise (z.B. Ess- und Schlafgewohnheiten, Hobbys, Kinobesuche, Sport) deutlich.
  • Er_Sie schränkt den Kontakt mit bisherigen Freunden ein oder zieht sich ganz von seinem_ihrem bisherigen Umfeld zurück.
  • Er_sie besucht häufig einschlägige Seiten und Foren im Internet.
  • Er_Sie hört nur mehr einschlägige Musik (in der rechtsextremen Szene Bands wie Landser, Radikhal, Stahlgewitter, im dschihadistischen Milieu Naschids)
  • Er_Sie wird zunehmend aggressiv, wenn es um die eigene politische Überzeugung oder die eigene Religion geht.
  • Er_Sie gibt offen rassistische und/oder antisemitische Äußerungen von sich und verherrlicht den Einsatz von Gewalt.

Bei Fragen zu Extremismus kannst du dich an die Beratungsstelle Extremismus wenden

Helpline: 0800 2020 44

Email: office@beratungsstelleextremismus.at

Web: https://www.beratungsstelleextremismus.at/

Die Helpline der Beratungsstelle fungiert als niederschwellige Anlaufstelle für alle Fragen und Unsicherheiten rund um das Thema; unabhängig der Zielgruppe. Darunter fallen auch Lehrkräfte; das Angebot umfasst Beratung im Einzelfall, Workshops, Fachberatungen etc. an den Schulstandorten oder das Kollegium etc.; wie bei allen Zielgruppen wird auch bei Lehrkräften fallspezifisch nach entsprechenden passenden Unterstützungsnetzwerken auch außerhalb der Beratungsstelle gesucht (Schulpsychologie, Sozialarbeit, Eltern, andere Beratungsstellen etc.).

 

Hier findest du weitere Materialien und Infos zum Thema Extremismus

Hate Crimes und rechtliche Grundlagen

Weiter

Gleichbehandlung im internationalen Recht

Vereinte Nationen (UNO)

Das Gebot der Nichtdiskriminierung ist bereits in der Charta der Vereinten Nationen (UN-Charta) verankert, welche als Gründungsvertrag der Vereinen Nationen 1945 verabschiedet wurde. Als eines der vorrangigen Ziele der Vereinten Nationen wird in Artikel I die „Achtung vor den Menschenrechten und Grundfreiheiten für alle ohne Unterschied der Rasse, des Geschlechts, der Sprache oder der Religion zu fördern und zu festigen“ genannt.

In unterschiedlichen Artikeln der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte kommt ein Bekenntnis zur Wahrung des Gleichbehandlungsgrundsatzes und der Nichtdiskriminierung zum Ausdruck (vergleiche Artikel 1, 2, 7, 8, 23). Für den Bereich des Gleichbehandlungsrechts sind folgende Übereinkommen relevant:

 

Europarat

Außerhalb des UN-Systems wollen wir auch auf die EU verweisen; im Spezifischen auf den Europarat. Artikel 14 der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) normiert ebenfalls ein Diskriminierungsverbot. Über die Einhaltung der in der EMRK verankerten Grundrechte wacht der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte.

Die Europäische Kommission gegen Rassismus und Intoleranz (ECRI) ist eine unabhängige Kommission des Europarates zur Bekämpfung von Rassismus, Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Intoleranz nach der Europäischen Menschenrechtskonvention und wurde 1993 völkerrechtlich vereinbart. Die ECRI geht unmittelbar auf den Beschluss der Staats- und Regierungschefs zurück, der durch das Ministerkomitee des Europarats umgesetzt wurde. Seit 2013 behandelt sie auch Diskriminierung gegenüber schwulen, lesbischen, bisexuellen und transsexuellen Menschen.

Hassrede (Hate Speech) ist eher ein politischer Begriff mit mehr oder weniger starken Bezügen zu juristischen Tatbeständen. Die im europäischen Zusammenhang relevante politische Definition von Hassrede: Sie fasst unter diesem Begriff „alle Ausdrucksformen, die Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus oder andere Formen von auf Intoleranz beruhendem Hass verbreiten, dazu anstiften, sie fördern oder rechtfertigen; einschließlich von Intoleranz, die sich in aggressivem Nationalismus und Ethnozentrismus, der Diskriminierung und Feindseligkeit gegenüber Minderheiten, Migrant_innen und Menschen mit Migrationshintergrund äußert“ zusammen (Ministerkomitee des Europarats, Empfehlung R (97) 20, 30.10.1997, Übersetzung).

 

Österreichisches Recht

Verhetzung

In Österreich gibt es mit §283 StGB (Strafgesetzbuch)  den Tatbestand der Verhetzung. Dieser belegt das ausdrückliche Hetzen gegen jemanden in der Öffentlichkeit oder vor einer breiten Masse, aufgrund von dessen Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe sowie dessen Beschimpfung auf eine die Menschenwürde verletzende Weise, mit bis zu zwei Jahren Haft bestraft werden kann. Die Novellierung des Paragraphen brachte die Einbeziehung von Behinderung, Alter, Sexualität und Geschlecht, sowie auch die Verhetzung von Einzelpersonen. Die Erfordernisse bezüglich der öffentlichen Wahrnehmung wurden im parlamentarischen Prozess leider stark erweitert, was dazu führt , dass der Tatbestand Verhetzung schwierig zu verfolgen bzw. selten bestraft wird.

Achtung: Bereits das befürwortende Teilen, Re-Posten oder „Liken“ von hetzerischen Beiträgen kann strafbar sein (ausgenommen Teilen im Sinne von Kritik ausüben)!

 

Verstoß gegen das Verbotsgesetz

Dem §283 StGB geht aufgrund seiner Spezialität §3h Verbotsgesetz vor, der die Leugnung, Verharmlosung, Rechtfertigung und Gutheißung nationalsozialistischer Verbrechen mit Strafe belegt.

Das Verbotsgesetz enthält mehrere Bestimmungen, die verschiedene Formen der nationalsozialistischen Wiederbetätigung verbieten – diese gelten auch fürs Internet.

Strafdrohung: Freiheitsstrafe von bis zu 10 Jahren, bei besonderer Gefährlichkeit des Täters_der Täterin oder der Betätigung bis zu 20 Jahren.

 

Cyber-Mobbing (§ 107c StGB)

Wer über Internet, Computer oder Handy eine andere Person über längere Zeit hinweg an der Ehre verletzt oder intime Tatsachen bzw. Bilder ohne Zustimmung der Person veröffentlicht, macht sich wegen Cyber-Mobbing strafbar.

Voraussetzung: Das Cyber-Mobbing ist für eine größere Zahl von Menschen wahrnehmbar und beeinträchtigt das Opfer in seiner Lebensführung.

Strafdrohung: Freiheitsstrafe von bis zu 3 Jahren oder Geldstrafe von bis zu 720 Tagessätzen

 

Üble Nachrede (§ 111 StGB)

Einer Person werden verächtliche Eigenschaften, unehrenhaftes Verhalten oder der Verstoß gegen die guten Sitten nachgesagt.  Die Anschuldigungen werden vor min. einer weiteren Person getätigt.

Strafdrohung: Freiheitsstrafe bis 1 Jahr oder Geldstrafe bis zu 720 Tagessätzen

 

Beleidigung (§ 115 StGB)

Eine Person wird in Gegenwart von mindestens drei weiteren Personen beschimpft oder verspottet.

Strafdrohung: Freiheitsstrafe bis zu 3 Monaten oder Geldstrafe bis zu 180 Tagessätzen

 

Verleumdung (§ 297 StGB)

Verleumdung ist die bewusst falsche Unterstellung, dass eine Person eine strafbare Handlung begangen hat. Damit bringt man die Person in Gefahr, dass die Polizei oder Staatsanwaltschaft sie strafrechtlich verfolgt.

Strafdrohung: Freiheitsstrafe von bis zu 5 Jahren oder Geldstrafe bis zu 720 Tagessätzen

 

Kreditschädigung (§ 152 StGB)

Wer falsche Tatsachen behauptet und damit den Kredit, Erwerb oder das berufliche Fortkommen einer Person schädigt oder gefährdet, macht sich wegen Kreditschädigung strafbar.

Strafdrohung: Freiheitsstrafe bis zu 6 Monaten oder Geldstrafe bis zu 360 Tagessätzen

 

Gefährliche Drohung (§ 107 StGB)

Wer andere Personen bedroht, um sie in Furcht oder Unruhe zu versetzen, kann strafrechtlich belangt werden.

Strafdrohung: Freiheitsstrafe bis zu 3 Jahren

 

Nötigung (§ 105 StGB)

Wer andere mit Gewalt oder durch eine gefährliche Drohung dazu bringt, etwas Bestimmtes zu tun oder zu unterlassen, das nicht gewollt ist, macht sich strafbar.

Strafdrohung: Freiheitsstrafe bis zu 1 Jahr

 

Zivilrechtlich könnte §1330 ABGB zu berücksichtigen sein, der für die Ehrenbeleidigung Schadenersatz, aber keinen Ersatz immaterieller Schäden vorsieht.

 

Urteile gibt es in Österreich zu Hate Speech kaum, mit Ausnahme einiger Urteile zum Verbotsgesetz gibt es nur vereinzelte Urteile, was wohl an den hohen Anforderungen bezüglich der Öffentlichkeit der Aussagen liegen mag. Auch nach der Herabsetzung der Erfordernisse ist die Schwelle noch relativ hoch. Noch gibt es zur novellierten Form keine Urteile. Zur alten Rechtslage besagte das Urteil 13Os30/82 des OGH, dass die Versendung an 90 willkürlich ausgewählte, teils lose, Bekannte das Erfordernis der Öffentlichkeit erfüllt, da Gleichzeitigkeit nicht erforderlich ist und mit Weiterverbreitung zu rechnen sei.[1]

 

Broschüre zu Hasspostings [ISPA]

In kompakter Form informiert dieser Flyer über rechtliche Hintergründe von strafbaren Postings. Der Flyer kann im Unterricht als Informationsquelle eingesetzt werden oder an Jugendliche, die sich selbst näher damit beschäftigen wollen, weitergegeben werden.[2]

Zielgruppe: Jugendliche ab ca. 14 Jahren

[1] https://www.klagsverband.at/info/hate-speech
[2]
www.ispa.at/hasspostings

Weiterführende

Informationen

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